Driving responsibility.

Als Ausrüster für Fahrzeuge auf Schiene und Straße steht Knorr-Bremse im Zentrum einer nachhaltigen Mobilität, die sich weltweit durchsetzt. Hohe Ansprüche bei Ökologie, Ressourcenschutz und sozialen Standards kennzeichnen deshalb die Strategie des Konzerns. Die vier Mitglieder des Vorstands erläutern, warum das Unternehmen diesen Kurs vorantreibt.

Wir wollen uns über das Thema Verantwortung und Nachhaltigkeit unterhalten. Beides hat in den letzten Monaten durch die Pandemie Covid-19 eine neue Dimension erhalten. Was bedeutet das für Knorr-Bremse?

Bernd Eulitz: Die Verflechtungen in unserer globalisierten Welt werden uns durch die Verbreitung von Covid-19 eindrücklich vor Augen geführt: Eine Abschottung oder Isolation ist nicht möglich. Das gilt in gleichem Maße für die aktuelle Herausforderung der Pandemie wie auch für den Klimawandel. Dabei übernehmen wir die Verantwortung für unser Handeln. Für uns bei Knorr-Bremse hat die Gesundheit unserer Mitarbeiter höchste Priorität – hier übernehmen wir unmittelbar Verantwortung. Wir setzen alles daran, in unserem Einflussbereich unsere Mitarbeiter und das Unternehmen möglichst unbeschadet durch diese schwierigen Zeiten zu steuern. So ergeben sich in der aktuellen Pandemie täglich neue Sachstände, mit denen wir umgehen müssen. Auf längere Sicht betrachtet bedeutet Verantwortung übernehmen aber auch, dass wir unser Handeln grundsätzlich noch transparenter und nachhaltiger ausrichten – für unsere Mitarbeiter und Anteilseigner, unsere Umwelt und Geschäftspartner. Wir müssen achtsamer mit uns und unserer Umwelt umgehen.

Für Knorr-Bremse spielt Nachhaltigkeit eine herausragende Rolle – und das nicht erst seit der aktuellen Debatte um die Folgen des Klimawandels.

Für ein besseres Klima gehen Schulkinder auf die Straße, Regierungen erlassen strengere Umweltgesetze, Investoren mahnen Industriekonzerne. Was bedeutet bei Knorr-Bremse genau „noch verantwortungsvoller und noch nachhaltiger“?

Bernd Eulitz: Für Knorr-Bremse spielt Nachhaltigkeit eine herausragende Rolle – und das nicht erst seit der aktuellen politischen und wissenschaftlichen Debatte um die Folgen des Klimawandels. Unser Ziel ist es, sowohl nachhaltig als auch profitabel zu wirtschaften und dabei die Interessen unserer Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre gleichermaßen zu wahren. Seit mehr als zehn Jahren ist der Nachhaltigkeitsgedanke fest in unsere Unternehmensstrategie eingebunden. In eigenständigen Nachhaltigkeitsberichten informieren wir jährlich über unsere Fortschritte.

Jürgen Wilder: Der Geschäftsbereich Rail steht per se für nachhaltige Mobilität. Bei der Fortentwicklung unserer Produkte und Prozesse ist neben Sicherheit und Kundennutzen die Nachhaltigkeit zentral. Unsere Kunden in beiden Divisionen fordern diese stetige Weiterentwicklung.

Peter Laier: Ebenso wichtig für unsere Zukunft: Junge Talente suchen sich heute Unternehmen, die verantwortungsbewusst mit Menschen und natürlichen Ressourcen umgehen. Nachhaltigkeit wird damit zu einem wichtigen Merkmal als Arbeitgeber, um uns vom Wettbewerb abzusetzen.

Ralph Heuwing: Investoren sehen das genauso. Für sie ist nachhaltiges Handeln ein Kriterium für langfristiges Engagement. Ökologie und Ökonomie sind kein Widerspruch – Klimaschutz kann ein hochprofitables Geschäft und Investment sein. Das haben viele Investoren erkannt, richten ihre Portfolios danach aus und fordern von Unternehmen mehr Transparenz und nachvollziehbare Ziele beim Thema Klimaschutz.

Bernd Eulitz: Ich sehe uns hier auf einem sehr guten Weg, was Nachhaltigkeit betrifft. Nur in einem Punkt sehe ich Handlungsbedarf: Wir müssen unser Engagement in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz besser kommunizieren.

Es geht also um Transparenz. Warum muss Knorr-Bremse nachhaltiges Handeln heute mehr erklären als früher?

Ralph Heuwing: Nachhaltiges Handeln war früher einer von vielen Faktoren, die unser Außenbild geprägt haben. Heute kann aber kein Unternehmen auf Dauer Bestand haben, wenn es Ziele wie Ökologie, Klimaschutz oder Sozialstandards nicht mit Überzeugung lebt und das auch öffentlich zeigt.

Peter Laier: Nachhaltiges Handeln ist kein kurzfristiger Trend. Das zeigt nicht zuletzt die Umweltdebatte in der Automobilbranche. Nachhaltigkeit sichert die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens – auch, weil sie neue Geschäftsmodelle ermöglicht. Denken Sie an die innovativen Produkte in den Bereichen Sicherheit oder autonomes Fahren, die auch einen Nachhaltigkeitsaspekt beinhalten. Aber wir dürfen auch Risiken nicht verschweigen. Denn besonders in Zeiten des Umbruchs muss man sorgfältig überlegen, auf welche Technologien und Lösungen man langfristig setzt.

Ökologie und Ökonomie sind kein Widerspruch – Klimaschutz kann ein hochprofitables Investment sein. Das haben viele Investoren erkannt und fordern nachvollziehbare Ziele beim Klimaschutz.

Wie nachhaltig ist denn das Geschäft von Knorr-Bremse?

Bernd Eulitz: Wir rüsten die Transportbranche mit Systemen für Schienen- und Nutzfahrzeuge aus. Damit nehmen wir direkt Einfluss auf die Gestaltung einer nachhaltigen Logistik zum Transport von Gütern und Menschen – eine Ökologistik, die sich weltweit durchsetzt und die immer mehr geprägt ist von umweltgerechten und ressourcenschonenden Prozessen. Neben unseren klassischen Produkten wie Bremssystemen leistet unsere innovative Systementwicklungen einen wesentlichen Beitrag, damit unsere Kunden ihre Geschäftsmodelle nachhaltiger und ressourcenschonender betreiben können. Unsere Branche wird immer mehr Teil eines globalen Systems, für das ökologische Aspekte der entscheidende Erfolgsfaktor sind.

Jürgen Wilder: Der Bereich Schiene ist hier besonders stark gefordert. Denn Eisenbahnen, Straßenbahnen oder Metros leisten einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur klimafreundlichen Mobilität. Es geht aber nicht nur darum, neue Systeme für Fahrzeuge zu entwickeln, sondern auch die bestehende Infrastruktur besser auszunutzen. Da zeigt sich noch viel Potenzial. Verkürzt kann man sagen: Jeder Euro Umsatz unserer Division Rail verbessert die weltweite Klimabilanz.

Peter Laier: Die Themen unserer Kunden sind auch unsere Themen. Im Fokus stehen die Emissionsreduzierung zum Beispiel von CO2 und Stickoxiden und die Senkung des Energieverbrauchs. Der technologische Fortschritt bringt hierfür die Lösungen, um die neuen vernetzten Verkehrssysteme aus Schiene und Straße zu realisieren. Doch die dafür notwendigen Investitionen sind hoch. Einzelkämpfer können die Forschungs- und Entwicklungskosten kaum schultern. Deshalb sind wir über die Branchengrenzen hinweg offen für neue Partner – und neue Produkte.

Knorr-Bremse hat eine eigene Klimaschutzstrategie beschlossen. Was war der Grund dafür?

Bernd Eulitz: Der Klimawandel ist die dringendste gesellschaftliche Herausforderung unserer Zeit. Als produzierendes Unternehmen mit globalen Wertschöpfungsketten ist Knorr-Bremse in der Lage, den Klimaschutz aktiv voranzutreiben. Deshalb haben wir uns ehrgeizige Ziele gesetzt. Sie orientieren sich an den wissenschaftlich gesicherten Wegen, die globale Erwärmung auf höchstens 1,5 Grad zu begrenzen – so wie es auch das Pariser Klimaabkommen vorsieht. Unsere Klimaschutzstrategie besteht aus zwei Zielen: Erstens verpflichtet sich Knorr-Bremse zur Klimaneutralität ab 2021 und zweitens wollen wir unsere CO2-Emissionen bis 2030 halbieren.

Der Bereich Schiene ist besonders stark gefordert. Denn Eisenbahnen, Straßenbahnen oder Metros leisten einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur klimafreundlichen Mobilität.

Wie wollen Sie das erreichen?

Ralph Heuwing: Wir wollen die Halbierung unserer CO2-Emissionen auf drei Wegen erreichen: durch die effiziente Nutzung von Energie, die Eigenerzeugung von Strom sowie den Einkauf von erneuerbarer Energie für unsere eigene Produktion. Um die Klimaneutralität zu verwirklichen, wollen wir den Anteil der eingekauften erneuerbaren Energien über unsere jährlichen Ziele hinaus ausbauen. Was wir an Treibhausgasausstoß nicht vermeiden können, werden wir durch den Kauf hochwertiger Ausgleichszertifikate kompensieren, wobei wir aktuell auch den Aufbau eigener Klimaprojekte prüfen. Und: Wir wollen unsere Klimaschutzstrategie auch auf unsere Wertschöpfungsketten ausdehnen und unsere Zulieferer zu Nachhaltigkeitskriterien verpflichten.

Wie stärken Sie nachhaltiges Handeln im Tagesgeschäft von Knorr-Bremse?

Bernd Eulitz: Wegweisend ist vor allem die zielgerichtete Koordination der Aktivitäten durch unsere Abteilung Corporate Responsibility. Sie setzt unsere Selbstverpflichtung zu unternehmerisch verantwortlichem Handeln um – was weit über Klima- und Umweltschutz hinausgeht. Die Werte beinhalten auch Prinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, wie die Vereinten Nationen sie vorgeben.

Ralph Heuwing: Als weltweit tätiges Unternehmen sind wir uns unserer Vielfalt bewusst. Deshalb fördern wir die persönliche Entwicklung eines jeden und haben dieses Jahr das gesamte Thema Vielfalt und Chancengleichheit bewusst nochmal höher priorisiert. Unseren Kurs in Sachen Nachhaltigkeit justieren wir mit Hilfe der Wesentlichkeitsanalyse. Mit diesem seit langem bewährten Instrument bestimmen wir, welche Nachhaltigkeitsthemen für Knorr-Bremse besonders bedeutend sind und im Mittelpunkt unseres Nachhaltigkeitsmanagements stehen sollten.

Welche Lösungen bietet Knorr-Bremse für die nachhaltige Mobilität?

Bernd Eulitz: Unser Anspruch ist es, unseren Kunden Produkte und Systeme anzubieten, die den Verkehr auf Schiene und Straße sicherer, zuverlässiger und nachhaltiger machen. Dabei lassen wir uns von den Trends leiten, die die Gesellschaft beschäftigen: Die Megatrends Urbanisierung, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Mobilität.

Jürgen Wilder: Auch wenn der Schienenverkehr grundsätzlich eine klimafreundliche Alternative zum Individualverkehr ist, kann hier noch viel weiterentwickelt werden. Ein Beispiel ist die Modernisierung von Stadtbussen und Regionalzügen, die normalerweise mit Dieselantrieb fahren. Wir haben Wege gefunden, diese Fahrzeuge kostengünstig auf Hybrid- oder vollelektrischen Antrieb umzurüsten. Für den neuen französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV 2020 setzen wir mit unserem Kunden Alstom durch die Lieferung von Brems- und Klimasystemen neue Standards. Die französische Bahngesellschaft hatte als Auftraggeber sehr hohe Anforderungen gestellt, auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Diese Anforderungen konnten wir voll erfüllen.

Peter Laier: Mit Blick auf die weltweiten Technologietrends haben wir auch im Bereich Truck unsere gesamte Produktentwicklung früh auf niedrigen Energieverbrauch und Effizienz ausgelegt – mit sichtbaren Ergebnissen. So tragen beispielsweise eine leichtere Bauweise von Systemen und Komponenten zu einem geringeren Spritverbrauch bei. Die Elektromobilität bietet bei Systemen für Nutzfahrzeuge zum Beispiel enormes Potenzial.

Einzelkämpfer können die Forschungs- und Entwicklungskosten kaum schultern. Deshalb sind wir über die Branchengrenzen hinweg offen für neue Partner – und neue Produkte.

Die Schonung natürlicher Ressourcen steht im Zentrum des Nachhaltigkeitsgedankens. Welche Fortschritte plant Knorr-Bremse im Hinblick auf eine Kreislaufwirtschaft und das Recycling?

Ralph Heuwing: Zweifellos hört Nachhaltigkeit nicht am Werkstor auf. Unsere Produkte sollen über den gesamten Lebenszyklus nachhaltig sein – und sogar darüber hinaus. Deshalb fühlen wir uns der Idee der Kreislaufwirtschaft – oder Circular Economy – verpflichtet. Ein wesentlicher Teil ist das Remanufacturing, also die Wiederaufbereitung gebrauchter Teile. Konkret arbeiten wir Bremskomponenten auf, die anschließend neumontiert und wiederverwendet werden können. Das spart wertvolle Rohstoffe und Energie. Unser Standort in Liberec ist hierauf spezialisiert.

Bernd Eulitz: Diese Beispiele zeigen, wie ernst wir den weltweiten Ruf nach Nachhaltigkeit nehmen. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, belegen übrigens Rankings von renommierten Bewertungsinstituten wie ISS-oekom und EcoVadis, die unser Engagement für mehr Nachhaltigkeit zum wiederholten Mal ausgezeichnet haben.

Back to overview