Die vergangenen Jahre waren für alle Unternehmen eine echte Herausforderung. Wie haben Sie und Knorr-Bremse diese Zeit wahrgenommen?
Bernd Spies: Ich blicke jetzt auf 30 Jahre im Automotive-Geschäft, davon über 15 Jahre im Truck-Umfeld, zurück. Ich würde sagen, dass die Jahre 2008 und 2009 nicht einfach waren. Aber das, mit dem wir es jetzt seit 2020 zu tun haben, hat alles noch einmal verstärkt. Für das gesamte Team, für alle Menschen, die bei Knorr-Bremse arbeiten, waren das die bisher schwierigsten Jahre. Durch Corona hat sich auch das Leben und die Art zu arbeiten verändert. Für Unternehmen hat sich dadurch der Arbeitsrhythmus verändert. Das allein ist schon eine große Herausforderung. Aber auch die Zeit während Corona, als es dann wieder losging und neue sowie bestehende Lieferketten noch nicht gefunden oder etabliert waren, war ein riesiger Kraftakt. Wir haben uns fokussiert und auf unser Kerngeschäft konzentriert und die möglichst reibungslose Belieferung unserer Kunden in den Vordergrund gestellt. Dass wir das hinbekommen haben, ist eine riesige Leistung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Corona und der Krieg auf europäischem Boden haben Lieferketten gestört und Absatzmärkte wegbrechen lassen. Wie steht es aktuell um die Ersatzteilversorgung und die gesamtwirtschaftliche Entwicklung bei Knorr-Bremse?
Bernd Spies: Durch die Inflation leben wir derzeit in einem Umfeld, das sehr schwierige Rahmenbedingungen generiert. Wir haben Inflationseffekte und die Lieferketten sind noch nicht vollständig normalisiert, aber wir bekommen es immer besser in den Griff. Und wir haben einen Krieg in Europa, der Unsicherheit bei allen Beteiligten generiert, sei es bei der längerfristigen Nachfrage, der Energieversorgung oder den Zukunftsaussichten für Produkte und Märkte. Insofern gibt es für Knorr-Bremse viele Herausforderungen, die das Unternehmen aber sukzessive immer besser bewältigt. Wir erleben zudem gerade eine sehr gute Nachfrage, die teilweise so groß ist, dass wir zwischen verschiedenen Lieferkanälen priorisieren müssen.
Alexander Wagner: Auch im Aftermarket haben wir eine hohe Nachfrage nach Knorr-Bremse-Ersatzteilen. Hier konnten wir die Lieferengpässe ebenfalls sehr gut managen und unsere Kunden bedarfsgerecht bedienen.
Bernd Spies: Es war und ist uns wichtig, dass sich unsere Kunden auf uns verlassen können – manchmal auch zu Lasten unseres Lagerbestands. Das zahlt sich aus. Wir haben einen hohen Auftragsbestand und können Zusatzgeschäfte generieren. Zudem sind unsere Kernmärkte Nordamerika und Europa stabil und entwickeln sich positiv. Auch China erholt sich stetig, ist aber noch nicht auf dem Niveau wie vor drei Jahren.