Dr. Jonathan Paddison, Mitglied der Geschäftsführung von Knorr-Bremse Asia Pacific mit Sitz in Hongkong, China, sitzt im Loungebereich am Hauptsitz in München und beantwortet Interviewfragen.

Dr. Jonathan Paddison ist Mitglied der Geschäftsführung von Knorr-Bremse Asia Pacific mit Sitz in Hongkong in China – nicht seine erste berufliche Station auf dem Kontinent. Er sagt: „Asien, allen voran Japan, ist für mich nach Großbritannien und Deutschland eine Art dritte Heimat geworden.“

Wachstumsmarkt Asien-Pazifik: Think global, act local. Im Gespräch mit Dr. Jonathan Paddison.

Die Region Asien-Pazifik gilt als dynamischer Mobilitätsraum – und als sehr offen für innovative Lösungen für den Schienenverkehr. Kulturelle Unterschiede machen die Geschäftstätigkeit aus europäischer Perspektive nicht immer ganz einfach, dafür aber zu einer sehr spannenden Herausforderung. Diese hat Knorr-Bremse in den zurückliegenden Jahrzehnten gerne angenommen.

„Think global, act local“, so lautet eine zentrale Knorr-Bremse Maxime. Was steckt dahinter?

Dr. Jonathan Paddison: Diesen Schlagsatz benutze ich gerade gegenüber unseren Kunden und Partnern oft und gerne. Er bringt ein komplexes Thema aus unserer Unternehmenskultur wunderschön auf den Punkt: In den jeweiligen Märkten befindet sich eine starke Organisation vor Ort, die mit den örtlichen Gegebenheiten – kulturell, technologisch, rechtlich – bestens vertraut ist. Und zugleich hat sie Zugriff auf die geballte Kompetenz des globalen Knorr-Bremse Konzerns.

Was bedeutet der Satz ganz konkret aus der Perspektive unserer Kunden in Fernost?

Dr. Jonathan Paddison: Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen werden zum Beispiel das lokale Management von lokalen Kolleg*innen gestellt. Einerseits bringen sie die gerade in Asien so wichtigen Soft Skills in der Zusammenarbeit vor Ort mit. Sie wissen bestens Bescheid, wie Herausforderungen einzuordnen und am treffendsten angegangen werden sollten. Andererseits haben sie sich eben auch – Stichwort: Brückenbauer – exzellent in der Knorr-Bremse Organisation vernetzt, um die Dinge zügig intern vorantreiben zu können. Wo angebracht, haben wir das lokale Personal mit erfahrenen Experten aus unseren Hauptstandorten in Europa und Nordamerika ergänzt. Dadurch erhalten Kunden rund um den Globus ein optimales, weil maßgeschneidertes Paket aus Produkten, Systemen und Services mit maximalem Mehrwert.

Die Maxime ist auch nötig, weil der asiatisch-pazifische Raum ganz anders „tickt“ als Europa?

Dr. Jonathan Paddison: Die Maxime gilt natürlich weltweit – aber in Asien wegen der kulturellen Unterschiede zu unserem Kernmarkt Europa ganz besonders. Zumal die Kulturen auch innerhalb Asiens sehr diversifiziert „ticken“, viel stärker, als wir das aus Europa oder Nordamerika gewohnt sind.

Innenansicht einer mit Menschen überfüllten U-Bahn in Hong Kong, China.Innenansicht einer mit Menschen überfüllten U-Bahn in Hong Kong, China.
Die Region Asien-Pazifik gilt als dynamischer Mobilitätsraum – und als sehr offen für innovative Lösungen für den Schienenverkehr. Knorr-Bremse ist in zahlreichen Zugflotten mit Systemen an Bord.

Geben Sie doch einmal ein Beispiel aus dem Geschäftsalltag.

Dr. Jonathan Paddison: Im angelsächsischen Raum gibt es in der Regel einen Projektmanager, der ein Projekt komplett führt. Das würde in zahlreichen asiatischen Kulturen irritieren. Dort verteilt man die Führung auf mehrere Köpfe und man legt größeren Wert auf eine starke Team-Kommunikation. Ein Projektteam tritt damit stärker in seiner Gesamtheit auf. Auch die Erwartungshaltung an uns als Systemlieferant ist in weiten Teilen Asiens enorm: Jedes Anliegen ist wichtig. Jedes Anliegen muss am besten sofort bearbeitet werden…

…was in der Realität nicht ganz einfach ist.

Dr. Jonathan Paddison: Genau. Doch dafür gibt es gute Gründe: Die Produktion etwa eines auf einen lokalen Markt hin adaptierten Produkts benötigt Vorlauf. Unser Portfolio betrifft ja in der Regel extrem sicherheitsrelevante Zugsysteme. Da gilt es, im Sinne des Kunden auch auf der Zeitachse das attraktivste Konzept zu finden. Unsere Kunden erkennen, dass wir alles Menschenmögliche unternehmen, um die Themen in ihrem Sinne zu lösen. Darauf kommt es an! Gleichzeitig ist die gesamte Region aber auch sehr offen für innovative Lösungen. Das ist eine große Chance für uns.

Knorr-Bremse betreibt in der Region sechs Standorte und zahlreiche Service Center. Dazu kommen noch eine ganze Reihe Field Service Teams. Welches Ziel verfolgt Knorr-Bremse mit diesem Netzwerk?

Dr. Jonathan Paddison: Zum einen geht es uns nicht nur darum, exzellente Produkte und Systeme zu verkaufen. Wir stehen dafür, sie auch ein jahrzehntelanges Zug-Leben verlässlich zu betreuen, das heißt zu warten und instandzuhalten, und so leistungsfähige und langlebige Flotten zu ermöglichen. Die Service Center sind unverzichtbar, um Lieferzeiten zum Beispiel für Ersatzteile kurz und damit Verfügbarkeiten hoch zu halten. Im Servicefall erwarten unsere Kunden schnelle Reaktionszeiten und nachhaltige Lösungen. Dafür braucht es, und zwar unmittelbar vor Ort, Experten in Form unserer Field Service Teams für Qualität und Engineering.

Und die lokale Produktion ist vor allem geltenden Anforderungen an Lokalisierung geschuldet, d. h. die spezifische Anpassung etwa von Bremssystemen an lokale Kundenbedürfnisse?

Dr. Jonathan Paddison: Der Gedanke mag naheliegen. Aber er greift zu kurz. Wenn zum Beispiel in China neue Metrolinien in die Planung gehen, müssen wir auch mit den Systemen für die neuen Fahrzeuge schnell zur Stelle sein. Dann ist Lieferfähigkeit gefragt. Das geht nur, wenn man – bei Knorr-Bremse oft in Form von Joint Ventures – mit Produktionsanlagen und eingespielten Lieferantenprozessen vor Ort ist. Ich finde, der Ansatz ist auch der Mentalität unseres Unternehmens geschuldet: Andere kommen und gehen. Wir wollen langfristig bleiben.

Back to overview