Im November 2023 stellte Alexander Dennis die nächste Generation von Elektrobussen vor. Knorr-Bremse wird diese u. a. mit Brems- und Fahrerassistenzsystemen ausstatten. © AD
Wenn die rote Doppeldecker-Bus-Ikone durch London rollt – dann stammt sie meist vom Bushersteller Alexander Dennis (AD) und ist mit einem Brems- und Chassis-Control-System von Knorr-Bremse ausgerüstet. Das wird auch künftig so sein. Denn Alexander Dennis schickt seine nächste batterieelektrische Bus-Generation in den ÖPNV des Vereinigten Königreichs und seiner weltweiten Stammmärkte. Knorr-Bremse UK mit Sitz in Bristol ist bei den vier neuen batterieelektrischen Bus-Modellen 100%iger Systemlieferant für Schraubenkompressoren, Luftaufbereitung, elektronische Niveaukontrolle (ELC) sowie Bremssteuerungs- und Fahrerassistenzsysteme. Damit beweist Knorr-Bremse, wie zuverlässig das Unternehmen Kunden beim Übergang zur Elektromobilität mit innovativen Produkten unterstützt.
Knorr-Bremse will die Ansprache der SOE-Kunden in der Division Systeme für Nutzfahrzeuge weiter forcieren. Dies unterstreicht Barbara Gerke, Vice President OE Sales & Marketing Europe: „Mit unseren Systemlösungen können wir die nachhaltige Mobilität in puncto Effizienz, Zuverlässigkeit und Sicherheit entscheidend mitgestalten. Wir haben für Bushersteller und Busbetreiber ein überzeugendes Angebot, das von Bremssystemen über vernetzte Fahrerassistenzsysteme bis hin zu Lösungen für einen höheren Fahrkomfort reicht.“ Die nächste batterieelektrische Bus-Generation von Alexander Dennis ist dabei ein wahrhaftes Leuchtturmprojekt und ein Treiber des nachhaltigen ÖPNV, so Gerke: “Im Austausch mit dem Management von Alexander Dennis, unter anderem auf der Busworld 2023 in Brüssel, hat mich dessen klare Vision für den umweltgerechten ÖPNV begeistert. Es herrscht ein großes Interesse an unseren technologischen Lösungen und mit Knorr-Bremse UK sind wir im Vereinigten Königreich in Sachen Kundennähe ideal aufgestellt“.
Die neue E-Bus-Generation von Alexander Dennis ist ein wahrhaftes Leuchtturmprojekt und ein Treiber des nachhaltigen ÖPNV.
Barbara Gerke – Vice President OE Sales & Marketing Europe, Knorr-Bremse Systeme für Nutzfahrzeuge
Sehr ähnlich wird dies auch auf Kundenseite bewertet. Chris Gall, Group Engineering Director bei Alexander Dennis, unterstreicht die strategisch bedeutende Zusammenarbeit mit Knorr-Bremse: „Die Bremssysteme von Knorr-Bremse sind von Anfang an ein essenzieller Bestandteil der Entwicklung unserer nächsten Generation von batterieelektrischen Bussen. Bremssysteme spielen bei Elektrofahrzeugen eine wesentlich größere Rolle, und wir freuen uns über die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Knorr-Bremse bei der gesamten Modellpalette unserer Elektrobusse der nächsten Generation. Grundlage ist eine langjährige Beziehung zwischen unseren beiden Unternehmen und die werden wir mit großer Freude in Zukunft fortsetzen."
Bremssysteme spielen bei Elektrofahrzeugen eine wesentlich größere Rolle, und wir freuen uns über die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Knorr-Bremse bei der gesamten Modellpalette unserer Elektrobusse der nächsten Generation.
Chris Gall – Group Engineering Director bei Alexander Dennis
Großen Anteil an diesem guten Stimmungsbild hat Gary Brown, SOE & Trailer Sales Manager bei Knorr-Bremse UK. Er betreut Alexander Dennis, den weltweit größten Hersteller von Doppelstock- und Leichtbaubussen, vom ersten Tag der Geschäftspartnerschaft an und freut sich auf die neue Generation Elektrobusse. Da muss der anstehende Ruhestand warten. "Ich freue mich sehr, dass Gary das Projekt unter seiner Verantwortung zu Ende bringen wird und noch etwas länger im SOE-Team bleibt. Damit ist, ganz im Kundensinne, ein adäquater Übergang und auch Wissenstransfer zu seinem Nachfolger gewährleistet", sagt Anna Tueshaus, Director SOE Sales.
Gary Brown erklärt seine Motivation: “Ich möchte das Projekt bis zur Serienreife bringen, bevor ich an meinen Nachfolger übergebe, der sich bereits auf seine Aufgabe vorbereitet. Es ist ein Großprojekt für Knorr-Bremse UK mit einem beträchtlichen Wachstum in den nächsten fünf bis sechs Jahren. Wenn dann die nächste Busgeneration innerhalb der nächsten zwei Jahre in die Produktion geht, dann kann ich mich vollkommen zufrieden verabschieden”. Damit das eintrifft, haben das Team von Knorr-Bremse UK in Bristol und Gary Brown die Grundlagen gelegt. Der SOE-Experte gibt spannende Einblicke in die gewachsene Beziehung zu AD, wie Knorr-Bremse UK bei der Entwicklung hilft und in welche Richtung der Bus-ÖPNV im Vereinigten Königreich steuert.
Hat die Zusammenarbeit mit Alexander Dennis eine lange Tradition?
Gary Brown: Wir arbeiten mit unserem Kunden Alexander Dennis (AD) bereits seit 20 Jahren eng zusammen. Vor 15 Jahren konnten wir unsere Geschäftsbeziehung ausbauen, damals wollte AD die Busse von einer ABS-(Anti-Blockier-System) auf eine EBS-Plattform (Elektronisches Bremssystem) umstellen. Wir haben mit unserem Gesamtpaket überzeugt, besonders unser technischer Support über den gesamten Lebenszyklus kam gut an. Heute ist AD der größte SOE-Kunde von Knorr-Bremse und doch entwickelt sich unsere Partnerschaft immer weiter. Für die neue E-Bus-Generation wurden wir erstmals als Lieferant von Fahrerassistenzsystemen und Schraubenkompressoren angefragt.
Gary Brown
Gary Brown ist SOE & Trailer Sales Manager bei Knorr-Bremse UK. Gestartet 1980 bei Bendix, die später in Knorr-Bremse UK aufging, kennt Gary Brown heute das Nutzfahrzeug- und SOE-Geschäft im Vereinigten Königreich wie kaum ein Zweiter. Kunden wie Alexander Dennis wissen das auch im neuesten E-Bus-Projekt zu schätzen.
Ich freue mich sehr, dass Gary das Projekt unter seiner Verantwortung zu Ende bringen wird und noch etwas länger im SOE-Team bleibt. Damit ist, ganz im Kundensinne, ein adäquater Übergang und auch Wissenstransfer zu seinem Nachfolger gewährleistet.
Anna Tueshaus – Director SOE Sales, Knorr-Bremse Systeme für Nutzfahrzeuge
AD setzt volles Vertrauen in Knorr-Bremse. Vermutlich zu Recht?
Absolut, wir haben die Erwartungen des Kunden in der Vergangenheit erfüllt. AD verlässt sich auf unser Know-how, unsere Produkte im Einsatz und unseren Service. Der starke Rückhalt durch den Knorr-Bremse Konzern bestärkt diese Haltung beim Kunden und natürlich vor allem der hohe Standard bei Remote- und Vor-Ort-Support durch unser Bristol-Team. Unser Einsatz geht weit über das Technische hinaus, unter anderem kontrollieren wir das Lager, den Kundenauftragseingang und unterstützen die Qualitätssicherung. Wir wickeln jeden einzelnen Lieferprozess zwischen Knorr-Bremse und AD ab.
Was steckt hinter dem neuen E-Bus-Projekt mit Alexander Dennis?
Alexander Dennis hat im Markt vier neue batterieelektrische Bus-Modelle vorgestellt. Das sind mit den Enviro100EV und Enviro200EV zwei Zweiachs-Eindecker und mit den Enviro400EV und Enviro500EV zwei Doppeldecker. Knorr-Bremse liefert für alle Modelle Schraubenkompressoren, iAPU (Intelligent Air Processing Unit) und weitere Systeme wie die elektronische Niveaukontrolle ELC, EBS und Fahrerassistenzsysteme.
Wie unterstützt Knorr-Bremse den Entwicklungsprozess von AD?
Betrachten wir die neue Bus-Plattform. Bei jedem Modell beginnt AD mit einer digitalen CAT-Design-Review, bereits vor der Entscheidung über die Hardware. Knorr-Bremse ist bereits in diesem frühen Stadium Teil des Teams und an den ersten Designkonzepten und Systemauslegungen beteiligt. Anhand unseres Fachwissens können in der Konstruktion die auf den Kunden abgestimmten Komponenten bzw. Systeme optimal platziert und korrekt installiert werden. Unsere Aufgabe ist z. B. sicherzustellen, dass die endgültige Konstruktion den gesetzlichen und den systemspezifischen Anforderungen mit Blick auf das gesamte Bremssteuerungssystem und das Aktuator-Subsystem entspricht. Zudem berechnen wir im Voraus die wichtigsten Leistungsdaten der Bremssysteme für AD und geben Materialempfehlungen für die Komponenten ab.
Haben Sie dabei künftige Produktinnovationen bereits im Blick?
Sicherlich. Vor der Entwicklung der neuen Bus-Generation haben wir mit dem Kunden über neue Produkte gesprochen und gemeinsam Zukunftsszenarien entwickelt. Das betrifft z. B. die SYNACT-Scheibenbremse und GSBC (Globale Scalable Brake Control), die neue Generation der Bremssteuerung. Zu unserer Aufgabe gehört es, die Entwicklung und Zusammenarbeit mit Fahrzeugherstellern über die Implementierung bestehender Produkte hinaus fortzusetzen.
Weiter im Entwicklungsprozess: Wie interagieren Knorr-Bremse Systeme im Bus mit denen anderer Lieferanten?
Die elektronischen Systeme von Knorr-Bremse müssen untereinander, aber auch mit jenen anderer Anbieter reibungslos interagieren. Ich denke dabei an den Antriebsstrang oder die Batteriesteuerung. Deshalb bringen wir unser Know-how bereits in die ersten Installationsgespräche während des Prototypen-Baus des Fahrgestells ein. So wollen wir die korrekte Installation und auch Kommunikation der Systeme untereinander sichern. Wir führen umfassende Anwendungstests durch und erreichen, dass alle Funktionen optimal auf das jeweilige Fahrzeug abgestimmt sind. Dabei ist unser lokaler technischer Support für die OEMs heute immens wichtig. Denn alle Systeme hängen von der Elektronik ab und bringen zusätzliche Funktionen und Komplexität mit sich. Diesen Service sehe ich als ein Alleinstellungsmerkmal von Knorr-Bremse UK.
Info
Die neue Generation batterieelektrischer Busse von Alexander Dennis
Alexander Dennis präsentierte dem Markt auf dem Launch-Event in Farnborough seine nächste Generation E-Busse. Die Serienproduktion ist bei AD bereits angelaufen. Knorr-Bremse liefert für alle Modelle Schraubenkompressoren, EBS-, ESP-, ELC- (Electronic Levelling Control), ADAS-Systeme (Advanced Driver Assistance Systems) und Scheibenbremsen (ADB).
- Enviro100EV: Zweiachs-Eindecker (8,50 x 2,35 m) für maximal 45 Fahrgäste, von dem auch eine autonom fahrende Variante geplant ist
- Enviro200EV: ab 9,90 m bis zu 11,70 m langer Zweiachs-Eindecker für maximal 92 Fahrgäste (Serienproduktion ab 2025)
- Enviro400EV: Zweiachs-Doppeldecker mit 80 Sitzplätzen für bis zu 96 Fahrgäste (11,10 x 2,55 x 4,40/4,20 m)
- Enviro500EV: Dreiachs-Doppeldecker, für den internationalen Markt wie Hongkong und bis zu 117 Fahrgäste (12,00 x 2,55 x 4,30 m)
Sie liefern erstmals umfassend Fahrerassistenzsysteme an AD?
Ab dem 7. Juli 2024 wird es eine neue EU-Sicherheitsverordnung mit verpflichtenden Fahrerassistenzsystemen geben, das werden unsere Kunden im Vereinigten Königreich übernehmen. Deshalb werden beispielsweise Busse von Alexander Dennis für London ab Mitte 2024 entsprechend ausgestattet sein. Dies beinhaltet unter anderem die automatisierte Notbremsfunktion (AEBS). Hierbei stoppt das Fahrzeug automatisch und unabhängig von den Fahreraktivitäten, wenn das System eine drohende Kollision des Busses mit einem Verkehrsteilnehmer – Kraftfahrzeug, Fahrradfahrer oder Fußgänger – erkennt. Ein weiteres Detektorsystem, das Moving Off Information System (MOIS), erlaubt dem Fahrer erst dann das sichere Losfahren, nachdem er die Umgebung auf Hindernisse überprüft hat. Außerdem wird als dritte Maßnahme von Mitte 2024 an ein Blind-Spot-Informationssystem (BSIS) in die Fahrzeuge eingebaut.
Ist der ÖPNV-Busmarkt in UK komplett auf Elektrobusse umgestiegen?
Die Zielsetzungen für den klimafreundlichen Stadtverkehr in UK ähneln jenen in Kontinentaleuropa. 2023 hat Transport for London (TfL) festgelegt, nur noch emissionsfreie Fahrzeuge als Neufahrzeuge zuzulassen. Neu angeschaffte Busse müssen dort also entweder vollständig emissionsfrei sein, d. h. elektrisch oder mit Wasserstoff betrieben werden, oder ausgesprochen emissionsarm sein. Damit fallen auch Hybridfahrzeuge als potenzielle Neufahrzeuge mittel- bis langfristig aus. Sicherlich werden weitere Städte dieser Politik für eine saubere Luft folgen. Doch während in Großstädten der Übergang zu E-Bussen bereits weit fortgeschritten ist, werden vor allem Kleinstädte und ländliche Regionen weiter auf zusätzliche Hybrid- oder Dieselfahrzeuge setzen. Ein Grund ist die noch ausstehende Ladeinfrastruktur.
Knorr-Bremse UK
Knorr-Bremse UK, Bristol verantwortet den Support für Busse, Lkw und Anhänger über das gesamte Spektrum der Nutzfahrzeuge hinweg im Vereinigten Königreich und Irland. Die Leistungen umfassen Systemdesign, Homologation und technische Unterstützung, Fahrzeugsystemausstattung sowie Verkauf und Vertrieb auf dem Nachmarkt. Knorr-Bremse UK ist der umsatzstärkste Standort innerhalb des SOE-Marktes und betreut mit dem englischen Bushersteller Alexander Dennis (AD) den größten SOE-Bushersteller in Europa. Knorr-Bremse UK steht im SOE-Geschäft im engen Austausch mit den Knorr-Bremse Standorten in Benelux und in der Türkei. Bei technischen Aufgaben unterstützen bedarfsweise die Spezialistinnen und Spezialisten aus Budapest.