• ESG („Environment, Social, Governance“) ist integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie von Knorr-Bremse.

  • Wir wollen die Nachhaltigkeit zu einem entscheidenden Faktor für unsere Technologieführerschaft und unsere Marktstellung weiterentwickeln.

  • Mit der gemeinnützigen Knorr-Bremse Global Care e. V. engagieren wir uns weltweit, um Perspektiven für Menschen in Not zu eröffnen.

  • Im Bereich Governance greifen ein strikter Verhaltenskodex und Compliance-Vorgaben über die gesamte Lieferkette.

Knorr-Bremse CFO Frank Markus Weber zu ESG: Gute Gewinne und ein gutes Gewissen sind kein Widerspruch

ESG – Dieser Begriff steht für die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Umweltschutz (Environment), soziale Verantwortung (Social) und Grundsätze guter Unternehmensführung (Governance). Gesellschaft, Politik und Investoren legen immer größeren Wert auf verantwortungsvolles, unternehmerisches Handeln. Klimawandel, Arbeitnehmerrechte und Menschenrechtsstandards gehören zu den wichtigen Themen der ESG-Debatte. Doch welche Rolle spielen die drei ESG-Prinzipien bei Knorr-Bremse? Wie werden sie Knorr-Bremses Geschäftsmodell beeinflussen? Und welche Maßnahmen setzt das Unternehmen in diesem Bereich konkret um? Antworten auf diese Fragen gibt der CFO der Knorr-Bremse AG, Frank Markus Weber, in seinem Gastbeitrag.

Frank Markus Weber ist seit Juli 2020 Chief Financial Officer (CFO) der Knorr-Bremse AG. Als Finanzvorstand ist er auch verantwortlich für den Bereich Corporate Responsibility bei Knorr-Bremse. Zuvor war er in verschiedenen Positionen bei Daimler Trucks Asia, Mercedes Benz AG und der Daimler AG tätig.

Corona-Pandemie, Klimawandel, Umweltbelastung: Die aktuellen globalen Herausforderungen verlangen von uns, unser Geschäftsmodell weiter zu entwickeln. Denn nur glaubwürdiges, nachhaltiges Wirtschaften bereitet den Boden für einen dauerhaften Erfolg. Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit sind schon lange keine Gegensätze mehr – sondern untrennbar miteinander verbunden.

Gesellschaft, Politik und Investoren legen immer größeren Wert auf verantwortungsvolles, unternehmerisches Handeln. Sie fordern, dass die Wirtschaft nachhaltige Werte schafft und dabei die Interessen aller Beteiligten („Stakeholder“) berücksichtigt, nicht nur die der Aktionäre („Shareholder“).

Genau das fordert auch niemand geringeres als Blackrock-Chef Larry Fink: Der CEO des größten Vermögensverwalters und Finanzinvestors der Welt ermahnte Anfang 2020 alle Vorstandsvorsitzenden, die drei Prinzipien „Environment, Social, Governance“ (ESG) künftig stärker zu beachten. Fink kündigte an, sich von allen Aktien mit Defiziten in Sachen Nachhaltigkeit zu trennen, um Anlagerisiken zu vermeiden.

Über diesen Weckruf aus den USA habe ich mich sehr gefreut. Mehr noch: Wir fühlen uns ermuntert und bestärkt. Denn Knorr-Bremse hat sich schon vor Jahren verpflichtet, einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Gesellschaft und zu mehr Klimaschutz zu leisten. Als erfolgreicher Global Player der Mobilitätsbranche verstehen wir uns hier als ein Vorbild und wollen diesen Anspruch nicht nur mit unseren Produkten erfüllen. Sondern auch mit unserer Arbeitsweise.

Was genau tun wir, um ESG Excellence zu erreichen?

Unser Unternehmen hatte sich bereits 2015 Ziele für klimaneutrales Wachstum gesetzt. Im März 2020 haben wir unser Engagement hin zu ESG Excellence mit einer neuen, ambitionierten Klimastrategie 2030 erneut bekräftigt. Alle weltweiten Standorte der Knorr-Bremse AG sollen ab Ende 2021 CO2-neutral arbeiten. Außerdem wollen wir bis spätestens 2030 unseren CO2-Ausstoß schwerpunktmäßig in Produktion, Verwaltung und Fuhrpark halbieren. Das bedeutet jedes Jahr 4,2 Prozent weniger Emissionen gegenüber dem Ausgangswert in 2018.

Wie wollen wir unsere Umwelt- und Nachhaltigkeitsziele erreichen?

Erstens durch umfangreiche Investitionen.
Wir werden konsequent Energie sparen und auf kohlenstoffärmere Brennstoffe umstellen. Außerdem werden wir mehr erneuerbare Energien selbst erzeugen sowie den Anteil zugekaufter erneuerbarer Energien steigern. Die verbleibenden Emissionen gleichen wir durch den Erwerb von Umweltzertifikaten aus. Außerdem prüfen wir derzeit, wie wir unsere Aktivitäten auch auf wesentliche Quellen von CO2-Emissionen in der gesamten Wertschöpfungskette ausweiten können („Scope 3“). Darüber hinaus analysieren wir auch die klimabezogenen Chancen und Risiken des Unternehmens entlang der Wertschöpfungskette.

Zweitens durch innovative Produkte.
Seit mehr als 115 Jahren ist Knorr-Bremse ein Branchen-Vorreiter und treibt Innovationen in Mobilitäts- und Verkehrstechnologien voran. Dabei steht unsere Division „Rail“ für den Schienenverkehr von morgen – als ein wesentlicher Eckpfeiler für einen umweltfreundlichen Transport durch einen geringen CO2-Ausstoß. Knorr-Bremse wird mit seinen Lösungen direkt von dem „Green Deal“ und weiteren Förderprogrammen der Europäischen Union zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und zur Verlagerung der Güter von der Straße auf die Schiene deutlich profitieren. Dafür hat beispielsweise unser Tochterunternehmen Kiepe Electric ein modulares Konzept für Hybridantriebe entwickelt, das die herkömmlichen Dieselmotoren ergänzen oder ersetzen kann. Aber auch unsere Division „Truck“ trägt viel dazu bei, den globalen CO2-Ausstoß zu reduzieren beispielsweise durch Leichtbauweisen, die zu einem sinkenden Treibstoffverbrauch der Lkw-Flotten beitragen.

Drittens durch bewussten Umgang mit wertvollen Rohstoff-Ressourcen.
Schon heute erwirtschaften wir etwa neun Prozent unseres Umsatzes, indem wir alte und gebrauchte Produkte wiederaufbereiten oder generalüberholen. Das ist für unsere Kunden sowohl in der Rail- als auch in der Truck-Sparte von erheblicher Bedeutung. Diese industrielle Aufarbeitung hilft uns, wertvolle Rohstoffe einzusparen, die Kreislaufwirtschaft zu unterstützen und unser Unternehmen nachhaltiger zu machen.

Diese industrielle Aufarbeitung von Altprodukten hilft dabei, wertvolle Rohstoffe einzusparen und machen unser Unternehmen nachhaltiger.

Nachhaltigkeit wird normal, der Rest wird Nische

Wir wollen die Nachhaltigkeit zu einem entscheidenden Faktor für unsere Technologieführerschaft und unsere Marktstellung weiterentwickeln. Denn ESG ist mehr als „nur“ Klima. Lange Zeit beherrschte das E („Environment“) die Diskussion. Spätestens seit der Corona-Krise haben sich aber auch das S („Social“) und das G („Governance“) als gleichberechtigte Komponenten im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert: Das Wohlergehen der Beschäftigten und das verantwortungsvolle unternehmerische Handeln haben international an Bedeutung gewonnen. Mit Knorr-Bremse Global Care, einer gemeinnützigen Organisation, die von Mitarbeitern von Knorr-Bremse vor 15 Jahren gegründet wurde, engagieren wir uns weltweit, um Perspektiven für Menschen in Not zu eröffnen. Das Engagement wird ergänzt durch lokale soziale Projekte an den Unternehmensstandorten, die neben finanzieller Förderung gemeinnütziger Institutionen auch Corporate-Volunteering Projekte von Mitarbeitern unterstützt.

Knorr-Bremse konzentriert sich auf fünf „Sustainable Development Goals“ (SDGs)

Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsarbeit unterstützen wir auch die UN-Nachhaltigkeitsziele „Sustainable Development Goals“. Das weltweite Top Management von Knorr-Bremse hat fünf SDGs ausgewählt und sich dazu verpflichtet, diese Ziele im gesamten Konzern voranzutreiben: „Maßnahmen zum Klimaschutz“ (SDG 13), „Gute Arbeitsplätze und wirtschaftliches Wachstum“ (SDG 8), „Verantwortungsvoller Konsum und Produktion“ (SDG 12), „Gleichberechtigung der Geschlechter“ (SDG 5) sowie „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ (SDG 9).

Nicht zuletzt das G („Governance“) schafft Vertrauen in ein Unternehmen. Die Stakeholder von Knorr-Bremse sollen darauf vertrauen können, dass wirtschaftliche wie gesellschaftliche Belange nicht im Widerspruch zueinander stehen, sondern gleichermaßen eine wichtige Rolle spielen. Klare Compliance-Vorgaben über die gesamte Lieferkette und ein strikter Verhaltenskodex bilden hierfür die Grundlage. Der Einhaltung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Wir konzentrieren uns zunächst auf die Analyse der Arbeitsbedingungen von potenziell Betroffenen unseres unternehmerischen Handelns sowie die Prozesse der Arbeitnehmerbeschaffung, um daraus Verbesserungspotenziale zu identifizieren.

Ein Unternehmen will und muss Geld verdienen

Kernziel eines jeden Unternehmens bleibt, Gewinne zu erzielen. Dieser Grundsatz gilt, denn nur profitable Unternehmen haben die Freiheitsgrade ESG-Themen zu fördern und umzusetzen. Wir wissen: Ein gutes Gewissen und gute Gewinne sind kein Widerspruch. Im Gegenteil. Nachhaltigkeit ist eine gigantische Chance für alle Unternehmen. Nie war der ökonomische Anreiz so groß, in Lösungen für verantwortliches Wirtschaften zu investieren. Wer das tut handelt zutiefst rational und schafft nachhaltig Werte für alle Stakeholder.

Das zeigen auch aktuelle Analysen der globalen Finanzindustrie:

  • Unternehmen mit einem hohen ESG-Standard sind widerstandsfähiger, haben niedrigere Kapitalkosten und erwirtschaften höhere langfristige Erträge (Fidelity Wordwide Investment).
  • Klimarisiken sind immer auch Investmentrisiken. Wer sie berücksichtigt, erzielt letztlich bessere Renditen (Blackrock)
  • ESG-Faktoren können eine Schlüsselrolle dabei spielen, wie schnell Unternehmen wieder aus dem Wirtschaftsabschwung herauskommen (Bank of America).

Knorr-Bremse gehört dem Nachhaltigkeitsindex der Deutschen Börse an

Vor diesem Hintergrund ist es nur allzu verständlich, dass immer mehr Finanzinvestoren, Pensionsfonds und Vermögensverwalter von den Unternehmen des produzierenden Gewerbes verlangen, verantwortungsvoller zu wirtschaften als bisher. Daher investieren sie das Geld ihrer Anleger bevorzugt in Firmen mit einem glaubwürdigen und nachvollziehbaren Nachhaltigkeitskonzept. Zur Orientierung für Anleger dient der Nachhaltigkeitsindex der Deutschen Börse, der DAX 50 ESG, in den Knorr-Bremse im Frühjahr 2020 aufgenommen wurde.

Wir bei Knorr-Bremse sind überzeugt: ESG ist integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Unser Unternehmen wird seine erfolgreiche Nachhaltigkeitsperformance weiter ausbauen. Das wird nicht einfach. Denn wir müssen parallel zwei Strategien verfolgen: Unser aktuelles, erfolgreiches Geschäftsmodell weiterentwickeln und gleichzeitig alles Erforderliche für (noch) mehr Nachhaltigkeit tun. Wir planen dafür ESG-Ziele im Vergütungssystems des Managements zu verankern.

Uns ist klar, dass wir noch lange nicht am Ziel sind. Aber wir gehen konsequent und engagiert unseren Weg. Wir tun dies für unser Unternehmen, unsere Mitarbeiter, unsere Aktionäre. Und ebenso für unsere Kunden, unsere Lieferanten und die Gesellschaft als Ganzes. Sie alle erwarten von uns modernste Technologie, Sicherheit, Zuverlässigkeit und nachhaltiges Handeln. Genau wie wir selbst.

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