Die Üwis, die in normalen Jahren mit Flugzeugen eingeflogen werden, sind diesen Winter als zusätzliche Fracht mit an Bord. „Aufgrund von Corona haben wir entschieden, sie mit aufs Schiff zu nehmen. Da es in dieser Saison vom Heimathafen Bremerhaven direkt in die Antarktis fährt, sind wir auf diese Weise sicher, dass wir virusfrei dort ankommen“, erklärt Heitland, der mittlerweile beim Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven, dem Betreiber von Neumayer III, als Expeditionsleiter und medizinischer Koordinator für das Organisatorische der Südpolarexpeditionen zuständig ist.
Je weiter die „Polarstern“ gen Süden vordringt, desto anspruchsvoller wird die Reise. Der rund um die Antarktis gelegene Südliche Ozean ist unter Seeleuten für seine Stürme berüchtigt. Hinzu kommen Eisberge, die sich vom Schelfeis lösen und schon viele Schiffe in Gefahr gebracht haben. Je näher man dem antarktischen Kontinent kommt, desto wahrscheinlicher wird es, dass die See zufriert. Die „Polarstern“, die als Eisbrecher der hohen Eisklasse ARC 3 konzipiert wurde, muss dann sehr vorsichtig navigiert werden. Immerhin kann sie bis zu 1,20 Meter dickes Eis mit einer Geschwindigkeit von etwa vier Knoten (circa 7,4 Kilometer pro Stunde) durchfahren. Wird die Eisdecke jedoch stärker oder türmen sich Schollen zu meterdicken Presseisrücken auf, hilft nur noch die Suche nach Rissen oder anderen Schwachstellen im Eis, um sich einen Weg zu bahnen. Als letztes Mittel steht der „Polarstern“ die sogenannte Rammeisfahrt zur Verfügung. Äußerst mühselig muss sie dann, unter voller Kraft ihrer vier Motoren mit insgesamt 20.000 PS, das Eis wiederholt anfahren und es Meter um Meter zerbrechen.
Angelegt wird schließlich in der Atka-Bucht, etwa 20 Kilometer von Neumayer III entfernt. Kein Kai, sondern die riesige Schelfeiskante des Ekström-Schelfeises wird zum Abladeplatz für die transportierten Güter. „Die Kante ist bis zu 14 Meter hoch und muss steil abfallen, damit das Schiff unmittelbar am Schelfeis längs anlegen kann“, erläutert Heitland, der 2020 das dritte Mal in die Antarktis reist. Nach der Prüfung der Stabilität des Schelfeises hieven die Kräne des Schiffs die Tanks und Container hinter die Eiskante.