Ein 2,4 km langer Schwerlastgüterzug beladen mit Eisenerz fährt durch eine karge Berglandschaft in Australien.

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Automatisierter Zug: Der schwerste Roboter der Welt.

In Westaustralien transportieren kilometerlange Schwerlastgüterzüge Tausende Tonnen Eisenerz durch den Outback, wohlgemerkt: fahrerlos. Die ausgeklügelte Technologie kommt von der Knorr-Bremse Gesellschaft New York Air Brake (NYAB) in den USA.

2,4 Kilometer sind es von der Spitze bis zum Ende. Dazwischen liegen drei Schwerlastlokomotiven und weit über 240 Wagen. Beladen mit sagenhaften 30.000 Tonnen Eisenerz geht es von den Eisenerzminen in der Region Pilbara in Westaustralien zu den Häfen am Indischen Ozean. Als „schwersten Roboter der Welt“ bezeichnet die „Guinness World Records Limited“ den Zug des Betreibers Rio Tinto. Anstelle eines Fahrzeugführers steuert ihn eine überaus fortschrittliche Automatik.

Das AutoHaul®-System in den Rio Tinto-Zügen steht für die weltweit erste komplette Anwendung des Automatisierten Zugbetriebs (ATO) in einem Schwerlastgüterzug. Im Rahmen eines mehrjährigen Projekts hatten der Betreiber und der Fahrzeugintegrator Hitachi Rail im Jahr 2006 die Zusammenarbeit gestartet. AutoHaul® bündelt eine ganze Reihe an Subsystemen diverser Unternehmen, darunter Lösungen der Knorr-Bremse Gesellschaft New York Air Brake (NYAB).

Von NYAB kommt das System, das den Zug letztendlich steuert. Sein Name? LEADER® Auto Pilot (Locomotive Engineer Assist Display & Event Recorder). Aus Informationen über Zugkonfiguration, Strecke, Fahrplan und aktuelle Geschwindigkeit setzt es obendrein die zum jeweiligen Zeitpunkt effizienteste Fahrweise um.

„Im Prinzip übernimmt LEADER® selbständig sämtliche Aufgaben, die bisher vom Personal in der Lokomotive erledigt wurden“, erklärt Matthew McDonald, einer der Techniker bei Knorr-Bremse Australia. „Gas geben. Bremsen betätigen. Geschwindigkeitsbegrenzungen umsetzen. Signale beachten. Zugsysteme überwachen. Einfach alles.“

Von NYAB zu Knorr-Bremse Australia abgestellt und dort an ein Techniker-Team von Hitachi Rail angedockt, gehört McDonald zu jenen, die den reibungslosen Betrieb der selbstfahrenden Güterzüge sicherstellen. „Gesteuert werden die Züge von einem Kontrollzentrum in Perth aus.“ Die Stadt liegt etwa 1.500 Kilometer südlich des Rio-Tinto-Netzes. Aber wenn nötig reisen die Teammitglieder in den Norden und unterstützen beim ‚On-Track-Testing‘ oder bei der Umsetzung von Verbesserungen.

Mittlerweile fahren die fahrerlosen Schwerlastgüterzüge auf fast 1.900 Streckenkilometern

Im Juli 2018 traten die ersten automatisiert fahrenden Züge ihren Dienst an. Schon zum Jahresende summierte sich ihre Fahrstrecke auf über eine Million Kilometer. „Mittlerweile haben die selbstfahrenden Schwerlastzüge von Rio Tinto Millionen an Kilometern hinter sich”, sagt McDonald. „Nahezu alle Züge im Netzwerk sind fahrerlos unterwegs.“

Beim Betreiber hat der Einsatz der Technologie handfeste kommerzielle Gründe. Die Automatisierung der mittlerweile 200 Lokomotiven macht den Transport spürbar effizienter. Rund 800 Kilometer misst eine typische Strecke. Etwa 40 Stunden sind inklusive Be- und Entladen für eine Tour nötig. In den Zeiten vor der Automatisierung musste Rio Tinto sein Lokpersonal im Jahr 1,5 Millionen Straßenkilometer zu ihrem Einsatz befördern. Das entfällt seither ebenso wie die Stopps der Züge für Personalwechsel.

Die kürzlich in Betrieb genommene Gudai-Darri-Mine gilt als die technologisch fortschrittlichste des Unternehmens und ist die erste, die komplett mit selbstfahrenden Zügen bedient werden soll. Dazu wurde die Mine mit einem neuen 166-Kilometer-Abschnitt ans Rio-Tinto-Netz angeschlossen. Seither sind die fahrerlosen Züge auf knapp 1.900 Kilometern unterwegs.

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