• Ein Knorr-Bremse Mitarbeiter betrachtet durch die AR-Brille ein technisches Produkt.

    Augmented-Reality-Brillen eröffnen Knorr-Bremse eine Menge neuer Möglichkeiten. In der Division Systeme für Nutzfahrzeuge beschäftigt sich ein Expertenteam mit verschiedenen Nutzungsszenarien.

  • Zwei Knorr-Bremse Mitarbeitende zeigen, was durch die Kamera der AR-Brille auf das Smartphone übertragen wird.

    Augmented Reality: Eine reale Situation per Kamera, ergänzende Informationen im Display, alles in einem Blickfeld und der zusätzlichen Option, parallel mit Personen an einem anderen Ort Rücksprache zu halten.

Augmented Reality ganz real. Mehr als Bilder und 1.000 Worte.

Mit Augmented Reality (AR) macht Knorr-Bremse einen der nächsten Schritte auf dem Weg der digitalen Transformation. Gut fürs Klima und Corona-konform ist die Technik sowieso.

Videokonferenzen per Teams sind inzwischen auch am Arbeitsplatz so selbstverständlich, dass sich gerade über mehrere Standorte verteilt sitzende Teams kaum mehr an die Zeit davor erinnern können. Viele der wöchentlichen Besprechungen beginnen mit einem Flachs über einen neuen Videohintergrund, Mechaniker in der Werkstatt drehen während des Video-Calls einfach ihr Handy um, um den Expert*innen am Hotline-PC mit einem Live-Bild zu zeigen, was vor Ort gerade Fragen aufwirft. Florian Amann, Director Industrial Engineering bei Knorr-Bremse Systeme für Nutzfahrzeuge im Bereich Industrial Engineering & Operational Excellence unter der Leitung von Thorsten Dankwort: „Das ist heute der Standard. Mit Augmented Reality, also erweiterter Realität, können wir jetzt den nächsten Schritt machen.“

Mehr als mobile Videokonferenz

„Tatsächlich kann das AR-System weit mehr als nur die Videokonferenz mobil machen“, erklärt Korbinian Paul, Experte für Digitalisierungstechnologien. „Im Kern besteht ein AR-System aus einer Conferencing-Plattform und einer mehr oder weniger intelligenten Brille. Sie bietet per Sprachsteuerung eine Nutzerschnittstelle für das Konferenzsystem, stattet die Ohren mit Kopfhörern aus und zeigt per integrierter Videokamera den Konferenzteilnehmenden das, was die externe Person lokal gerade sieht. Dabei hat sie beide Hände frei, um auch komplexe Handgriffe direkt ausführen zu können.“

Im Unterschied zum Virtual-Reality (VR) System, das dem Betrachtenden ein ausschließlich digitales Umfeld zeigt, gibt die AR-Brille den Blick frei auf das reale Objekt vor Ort und kann über ein Display zusätzlich Dokumente oder Grafiken einspiegeln. „Realität, erweitert durch ergänzende Informationen, alles in einem Blickfeld, mit der zusätzlichen Option, parallel mit Kolleg*innen Rücksprache zu halten – das eröffnet eine Menge neuer Möglichkeiten“, weiß Paul.

Vor einem Lkw in der Werkstatt betrachtet ein Knorr-Mremse Mitarbeitender mit einer AR-Brille einen Kompressor.

Per integrierter Videokamera kann die AR-Brille beispielsweise Kolleg*innen das anzeigen, was die externe Person lokal gerade sieht. Dabei hat sie beide Hände frei, um auch Handgriffe am Produkt direkt ausführen zu können.

Ein Mitarbeiter zeigt auf seinem Smartphone das, was sein Kollege durch die AR-Brille sieht.

Über ein Display an der AR-Brille können der Person vor Ort aus der Ferne zusätzlich erklärende Dokumente oder Grafiken eingespielt werden.

Hilfe flexibel dazu rufen: nächste Generation Schulung oder Service

Wer an einem Bildschirm sitzt und eine Frage zu einer verwendeten Software hat, kann die Hotline anrufen und seinen Bildschirm teilen. Aber was tun, wenn das Thema nicht digital vorliegt, sondern ganz real? Mechatroniker, die in einer Lkw-Werkstatt eine Frage haben, Ergebnisse von Testläufen, über die im Expert*innenkreis gesprochen werden muss, Kundenpersonal, das beim Einbau eines Bremssystems auf neue Themen stößt, vielleicht der Aufbau einer neuen Produktionslinie, bei dem die Ingenieure und Ingenieurinnen vor Ort gecoacht werden sollen. In Situationen wie diesen lässt sich per AR-Brille und -Plattform Hilfe dazu holen – oder die Konferenz zum Gegenstand der Diskussion holen. „Grundsätzlich bietet AR viele Entwicklungsperspektiven“, sagt Amann. „Theoretisch können wir für das Personal vor Ort die real vielleicht noch komplett leere Produktionshalle mit Hilfe der AR-Brille grafisch mit den aufzubauenden Maschinen füllen, die die Leute dann Teil für Teil montieren.“ Aber im ersten Schritt seien die erweiterten Konferenzfunktionen eines AR-Systems am interessantesten. Mitarbeitende aus der Montage, Technik oder Entwicklung zur Schulung zusammen zu holen oder Probleme direkt in der Produktion mit Kolleg*innen im Büro, an anderen Standorten oder Lieferanten zu teilen, werde auch weiterhin wichtig sein. Für diese nächste Generation von Service oder Coaching am Produkt könne AR ein zusätzliches Mittel der Wahl sein.

Das Neue zur Gewohnheit machen

AR-Plattformanbieter sind evaluiert, auch unterschiedliche Endgeräte haben Hr. Amann und sein Team getestet. Wer im jeweiligen Unternehmensbereich selbst mit den Möglichkeiten der Technik Erfahrungen sammeln will, hat die Möglichkeit im Rahmen eines Pilotprojekts Versuche durchzuführen. Amann: „Der Aufwand zur Nutzung dieser Technologie ist dabei äußerst gering.“ Es gehe oft eher darum, die bisherigen Gewohnheiten über Bord zu werfen und neue Abläufe zu etablieren.

Das dreiköpfige Expertenteam für AR-Brillen von Knorr-Bremse Systeme für Nutzfahrzeuge steht vor einem Lkw in der Werkstatt.Das dreiköpfige Expertenteam für AR-Brillen von Knorr-Bremse Systeme für Nutzfahrzeuge steht vor einem Lkw in der Werkstatt.
Das Expertenteam der Abteilung Industrial Engineering & Operational Excellence der Division Systeme für Nutzfahrzeuge: (v. l.) Thorsten Dankwort (Bereichsleiter), Korbinian Paul (Expert Automation & Industry 4.0 Technology) und Florian Amann (Director Industrial Engineering)

Übung hilft

Nicht alles an einem AR-System ist selbsterklärend. So braucht die Sprachsteuerung für das Funktionsmenü eine gewisse Eingewöhnung. „Auch hier gilt: Übung hilft“, sagt Amann und lächelt. „Aber wer über Alexa schon einmal eine Pizza bestellt hat oder an seinem neuen Handy die Google-Suche per Sprachsteuerung aktiviert hat, hat schon die größte Hürde genommen.“

Info

Premysl Jezek, Testing Engineer TruckServices im Reman-Werk in Liberec

Auf einem der Höhepunkte der Covid-19-Pandemie sollte im Knorr-Bremse Werk in Liberec, Tschechien, ein neues Testsystem (Universal Test Bench) eingerichtet werden. „In aller Regel reisen zu diesem Zweck die nötigen Expert*innen an, um vor Ort die Installation und die Einweisungen durchzuführen“, sagt Premysl Jezek, Testing Engineer TruckServices im Reman-Werk in Liberec. Zu diesem Zeitpunkt war das aufgrund der geltenden Einreisebeschränkungen allerdings nicht möglich. Wann die Bestimmungen wieder geändert würden, war ungewiss. „Das AR-System hat uns in dieser Zeit exzellente Dienste geleistet“, sagt Jezek. Ein, zwei Testläufe mit der Sprachsteuerung im Kolleg*innenkreis, dann war er fit für die Coaching-Runden am Objekt, am Ohr die daheimgebliebenen Expertinnen und Experten, die genau das sahen, was Jezek jeweils sah. Weder musste die Spracherkennung des AR-Systems trainiert werden, noch musste Jezek das Befehlsmanual für die Steuerung neben sich liegen haben. Jezek: „Man sparte sich umständliche Erklärungen zu Anschlussleitungen oder Steckerbuchsen. Die Kolleg*innen waren in jedem Augenblick genau informiert und konnten auf den Punkt unterstützen.“

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