Die Scheibenbremse: Von der Schiene in den Lkw
Mitte der 1980er Jahre: Entwickler testen am Reibungsprüfstand bei Knorr-Bremse Bremsscheiben, Sattel und Bremsbeläge bis an die Belastungsgrenze. Das Besondere: Schon damals arbeiteten die Kollegen beider Knorr-Bremse Divisionen Systeme für Schienenfahrzeuge und Systeme für Nutzfahrzeuge gemeinsam am Prüfstand. Die klare Zielvorgabe für die Ingenieure damals lautete: Von Knorr-Bremse eine Scheibenbremse für Lkw zu entwickeln, die am besten genauso erfolgreich wird wie jene im Schienenverkehr.
Technologietransfer par excellence
Scheibenbremsen gab es bereits in den 1950er Jahren für Schienenfahrzeuge. Sie waren lange Zeit nur in Zügen und Pkw Standard und überzeugten technologisch: mit sehr guter Dosierbarkeit der Bremskraft, kurzen Bremswegen und Servicefreundlichkeit. Im Lkw wurden damals noch ausschließlich Trommelbremsen verwendet.
Die Funktionsweise der Scheibenbremse
Knorr-Bremse konnte bei der Entwicklung der Lkw-Scheibenbreme auf die lange Erfahrung aus dem Bereich Schienenfahrzeuge zurückgreifen. Denn Scheibenbremsen arbeiten immer nach demselben Prinzip: Bremsbeläge pressen auf die Scheibe und setzen Bewegungsenergie in Wärme um. Die wirksame Abführung der Wärme ist wichtig, damit die Bremse nicht überhitzt – und beschäftigt Entwickler immer wieder.
Trommelbremse versus Scheibenbremse
Die Ingenieure bei Knorr-Bremse wussten also: Scheibenbremsen erzeugen die Bremskraft gleichmäßiger im Gegensatz zu Trommelbremsen. Das begünstigte das Fahr- und Lenkverhalten der immer schnelleren und schwereren Lkw während einer Bremsung. Hinzu kommen gegenüber der Trommelbremse längere Wartungsintervalle. Heute würde man von einer niedrigeren Total Costs of Ownership (TCO) der Scheibenbremse sprechen. Aus diesem Grund setzte Knorr-Bremse auf eigenentwickelte Scheibenbremsen für Lkw und begann diese in den 1980er-Jahren zu vermarkten und industriell zu produzieren.
Synergien nutzen: Zwei Divisionen, ein Entwicklungszentrum
Die divisionsübergreifende Nutzung bestehender Prüfstände war ein wichtiger Faktor der Erfolgsgeschichte Scheibenbremse und zugleich ein Vorbote der Gegenwart: Seit 2016 arbeiten im neuen Entwicklungszentrum in München mit seinen 100 hochmodernen Testanlagen rund 650 hochspezialisierte Ingenieure und Techniker aus beiden Segmenten am Standort interdisziplinär zusammen.
Die Scheibenbremse heute
Zurück in die Gegenwart: Die Scheibenbremsen neuester Generation heißen SYNACT für die schweren Nutzfahrzeuge und NEXTT für Trailer und leichte Nutzfahrzeuge . Sie stehen für die Entwicklung eines digitalen und vernetzten Bremssystems und dessen Komponenten. Damit sind sie eine Schlüsseltechnologie für die nächsten Schritte in Richtung einer weitgehend unfallfreien Zukunft des Straßenverkehrs.