Verantwortung leben.

Knorr-Bremse hat sich einer nachhaltigen Unternehmensführung verpflichtet. Besonders im Fokus: die globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Weshalb Nachhaltigkeit nicht erst seit der Unterzeichnung des UN Global Compact ein Thema im Unternehmen ist und wie die UN-Ziele mit der Corporate-Responsibility-Strategie von Knorr-Bremse zusammenpassen, erklärt Stefan Bräuherr, Head of Corporate Responsibility der Knorr-Bremse AG.

Herr Bräuherr, Sie sind Head of Corporate Responsibility einer großen Aktiengesellschaft. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie persönlich?

Ich bin Vater von drei Kindern und in einer großen Familie aufgewachsen. Mir ist wichtig, zukünftigen Generationen eine lebenswerte Umgebung zu hinterlassen, die den gleichen Lebensstandard zulässt, den ich selbst genießen durfte. Und zwar auf allen Ebenen.

Knorr-Bremse ist schon im Jahr 2010 dem UN Global Compact beigetreten, der weltweit größten und wichtigsten Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung. Seit wann steht Nachhaltigkeit auf der Agenda von Knorr-Bremse?

Ja, wir haben das Thema schon sehr lange auf der Agenda und dessen Bedeutung ist mit dem Börsengang weiter gestiegen. Verschiedene Stakeholder, jetzt auch Investoren, stellen hohe Anforderungen an unsere Nachhaltigkeitsorganisation. Doch im Kern bleiben wir ein Familienunternehmen und handeln noch heute in dieser Tradition und nach deren Werten. Das schließt eine starke Bindung zu unserem direkten Umfeld ein. Deswegen haben wir von Anfang an Verantwortung übernommen, egal ob für soziale oder ökologische Themen. Mit der Gründung der Corporate-Responsibility-Abteilung 2009 hat Knorr-Bremse dem Ganzen eine Organisationsform gegeben. Seit dem Beitritt zum Global Compact 2010 berichten wir jährlich von den Fortschritten unseres Unternehmens in der Nachhaltigkeitsleistung. Mit der Börsennotierung 2019 sind wir sogar gesetzlich zu einem geprüften Nachhaltigkeitsbericht verpflichtet.

Sie unterstützen auch die globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.

Ja, die Sustainable Development Goals, kurz SDGs. Sie wurden 2015 von allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet als zentraler Teil eines Plans, extreme Armut zu beenden, Ungleichheit und Ungerechtigkeit zu bekämpfen und unseren Planeten zu bewahren. Sie sind die Nachfolgeziele der Millennium Goals der UN, die eher an Staaten gerichtet und für Unternehmen nur schwer umzusetzen waren. Die SDGs richten sich nun mit konkreteren Forderungen auch an Unternehmen. Das macht es uns leichter, unser Handeln an eindeutigen Zielen auszurichten. So können wir unsere Wirtschafts- und Innovationskraft nutzen, um den ökonomischen, sozialen und ökologischen Herausforderungen zu begegnen.

Stefan Bräuherr ist seit 2014 Head of Corporate Responsibility bei Knorr-Bremse weltweit. Der Maschinenbauingenieur war zuvor als Bereichsleiter Quality und Health/Safety/Environmental für die Division Rail tätig.

Von diesen insgesamt 17 Zielen konzentriert sich Knorr-Bremse auf fünf. Warum?

Wir wollen lieber fünf Themen richtig angehen als 17 nur oberflächlich. Außerdem ist es vernünftig, dass sich Unternehmen diejenigen Felder vornehmen, in denen sie den größten Beitrag leisten können. Hier liegt das größte Potenzial für Verbesserungen. Wir tragen durch unsere bestehenden, langfristig angelegten CR-Maßnahmen und -Projekte bereits zu den SDGs bei. Aber wir möchten mehr tun und haben uns deswegen für fünf SDGs entschieden.

Welche sind das und wie haben Sie sie ausgewählt?

Es sind die SDGs Geschlechtergleichheit, Menschenwürdige Arbeit, Innovation, Nachhaltiger Konsum und Klimaschutz. Wir haben sie 2018 in einem zweistufigen Verfahren ausgewählt: „Top-down“ durch ein Voting der 160 weltweiten Topführungskräfte und „Bottom-up“ durch eine globale Mitarbeiterabstimmung. Anfang 2019 haben wir dann für unsere fünf SDGs globale Initiativen ins Leben gerufen. Übrigens fördert Knorr-Bremse Global Care unabhängig von der Knorr-Bremse AG weltweit Projekte zu zwei weiteren SDGs, nämlich den Zielen in den Bereichen Bildung sowie Wasser- und Sanitärversorgung.

Wie wirkt sich das auf die Geschäftsstrategie aus?

Über unsere CR-Strategie. Diese entwickelt sich immer mehr zum integralen Teil unserer Geschäftsstrategie. Wir formulieren keine Theorie, die sich gut kommunizieren und dann vergessen lässt. Wir gehen lieber pragmatisch vor. So stellen wir sicher, dass das, was wir uns vornehmen, tatsächlich auch in unserem Handeln ankommt. Für das Klimaschutzziel zum Beispiel laufen bereits ganz konkrete Maßnahmen.

Das bedeutet, das Topmanagement ist eng eingebunden?

Richtig. Jeder der vier Vorstände und Frau Thiele-Schürhoff, Mitglied im Aufsichtsrat der Knorr-Bremse AG und Vorsitzende des Vorstands von Knorr-Bremse Global Care e.V., hat die Patenschaft für ein SDG übernommen. Alle sorgen dafür, dass „ihre“ SDGs im Unternehmen Beachtung finden und in konkreten Maßnahmen münden. Darüber hinaus haben wir unser CR-Council. In dem sitzen der für Corporate Responsibility zuständige Vorstand, je ein Geschäftsführer aus den beiden Unternehmensdivisionen, Frau Thiele-Schürhoff und ich als Leiter der Nachhaltigkeit bei Knorr-Bremse. Mindestens dreimal im Jahr treffen wir uns, entscheiden über die künftige Strategie und vereinbaren konkrete Ziele. Inwieweit wir unseren Zielen mit unseren Maßnahmen nähergekommen sind, überprüfen wir regelmäßig.

Durch die SDGs nutzen wir unsere Wirtschafts- und Innovationskraft, um ökonomischen, sozialen und ökologischen Herausforderungen zu begegnen.

Stefan Bräuherr – Head of Corporate Responsibility

Wie muss man sich die Integration der CR-Strategie in die Geschäftsstrategie konkret vorstellen?

Beispiel eins: der Einkauf. Hier stehen Kriterien wie Qualität, Preis, Liefertreue und Pünktlichkeit natürlich im Vordergrund, noch nicht aber im ausreichenden Maße die Nachhaltigkeit. Deshalb vereinbare ich gemeinsam mit den Einkaufsleitern unserer beiden Divisionen, wie sie noch nachhaltiger vorgehen sollen. Mit unseren direkten Lieferanten haben wir einen Supplier Code of Conduct formuliert. Die Einhaltung kontrollieren wir durch Assessments und Audits vor Ort.

Beispiel zwei: EcoDesign. Damit integrieren wir CR-Kriterien bereits in die Produktentwicklung. Für die Verankerung der SDGs in unserer Unternehmenskultur ist unser weltweiter Wertetag, der „Knorr-Bremse Day“, beispielhaft. 2019 stand das SDG 12 im Zentrum: „Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion“. In Vorträgen, Spielen, Wettbewerben und Aktionen an Standorten auf der ganzen Welt haben die Mitarbeiter das SDG zum Leben erweckt. Das ist wichtig, schließlich sollen die SDGs im Arbeitsalltag gelebt werden und so in die DNA unserer Kultur übergehen.

Wie vereinbart sich diese integrierte CR-Strategie mit den SDGs?

Die CR-Vorgaben, die wir in unsere Produkte und Prozesse einbauen, folgen den SDGs. Wenn wir beispielsweise EcoDesign betreiben, dann geschieht das im Zusammenhang mit dem Ziel „Industrie, Innovation und Infrastruktur“, SDG 9. Mit unseren Lieferanten-Audits verfolgen wir das SDG 12, „Nachhaltiger Konsum und Produktion“, und wenn wir auf gleiche Bezahlung für alle Geschlechter achten das SDG 5, „Geschlechtergleichheit“. Für das Ziel Maßnahmen zum Klimaschutz, das SDG 13, versuchen wir sukzessive unsere Standorte auf die Erzeugung und den Bezug erneuerbarer Energien umzustellen. In Deutschland sind wir derzeit bei ca. 80, in Ungarn und Österreich sogar bei 100 %. Natürlich aber müssen alle Unternehmen der Welt noch viel mehr in dieser Richtung machen, auch Knorr-Bremse. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg, unsere Verantwortung zu operationalisieren.

All dies ist mit zusätzlichem Aufwand verbunden. Wie nehmen das die Führungskräfte und Mitarbeiter bei Knorr-Bremse auf?

Das Schöne in unserem Unternehmen ist, dass die meisten Lust auf das Thema haben und bereit sind, weit zu gehen, ob im Einkauf, in der Entwicklung, der Logistik oder der Personalabteilung. Viele haben Familie und merken, es wird Zeit, etwas zu tun. Sie sind motiviert und es macht sie stolz, wenn Knorr-Bremse etwas zum Positiven verändert. Eine sehr schöne Arbeitsumgebung für einen Nachhaltigkeitsverantwortlichen wie mich.

Sustainable Development Goals (SDGs)

Geschlechtergleichheit

Knorr-Bremse als international tätiges Unternehmen fördert berufliches Fortkommen unabhängig von Geschlecht, Alter und Herkunft. Der Fokus liegt hier darauf, qualifizierte Frauen zu gewinnen und sie verstärkt in Führungspositionen einzusetzen. Empfehlungen zu konkreten Maßnahmen basieren auf einer Status-quo-Analyse durch IMPG (International Management Potential Group).

Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

Bei der Schaffung von Arbeitsplätzen achtet Knorr-Bremse auf die Rechte der Arbeitnehmer. Dazu erweitern wir die Maßnahmen in der Personalentwicklung und gestalten das Arbeitsumfeld innovativ. Derzeit prüfen wir unter dem Namen „Knorr-Bremse Lernkultur 4.0“ den Einsatz von orts- und zeitunabhängigen E-Learning-Maßnahmen und einer App für das Ideenmanagement. Um menschenrechtlichen Verletzungen in der globalen Lieferkette vorzubeugen, haben wir eine vertiefte Risikoanalyse mit dem Fokus „Ethical Recruitment“ erarbeitet.

Industrie, Innovation und Infrastruktur

Knorr-Bremse setzt auf umweltverträgliche Technologien und investiert jährlich einen hohen Betrag in Forschung und Entwicklung. So finden EcoDesign-Aspekte in Entwicklungs- und Innovationsprozessen ihre Berücksichtigung. Im Rahmen der Anwendung neuer Innovationsmethoden soll ein Akzelerator-Programm mit Startups genutzt werden, um nachhaltige Technologien zu identifizieren.

Nachhaltige/r Konsum und Produktion

An allen Produktionsstandorten von Knorr-Bremse weltweit gibt es zertifizierte Umweltmanagementsysteme. Das Ziel ist Abfallvermeidung und die grundsätzliche Förderung der Kreislaufwirtschaft von Materialien. Im Unternehmen senken lokale Initiativen wie das Abfallmanagementprogramm „Zero Waste“ bei Bendix, USA, die Abfallarten und -mengen, die bisher auf Deponien gelandet sind. Und bei den Mitarbeitern stärken Veranstaltungen wie der weltweite KB Day 2019 zum Thema SDG 12 das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum.

Maßnahmen zum Klimaschutz

Knorr-Bremse stellt die Vermeidung von CO2-Emissionen verstärkt in den Fokus und legt hierzu Ziele fest. Die Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen auf Standortebene ist dabei geboten. Knorr-Bremse folgt in der Klimastrategie 2030 dem gegenwärtigen Übereinkommen der Klimawissenschaften im Sinne des Pariser UN-Klimaabkommens (2015) und will seinen Beitrag dazu leisten, die globale Erwärmung auf max. 1,5 Grad zu beschränken. Hierzu hat sich Knorr-Bremse zwei Ziele gesetzt.

Erstens will Knorr-Bremse bis 2030 die CO2-Emissionen seiner Standorte halbieren. Dies entspricht einer durchschnittlichen CO2-Reduktion von 4,2 % pro Jahr im Vergleich zu 2018. Die Umsetzung basiert auf drei Eckpfeilern: Maßnahmen zur Energieeffizienz sowie die Eigenerzeugung als auch der Einkauf erneuerbarer Energien. Im Rahmen unserer Klimastrategie orientieren wir uns für Emissionen aus Scope 1 und Scope 2 an den Anforderungen der Science Based Targets Initiative.

Als zweiten, zusätzlichen Beitrag zum Klimaschutz hat sich Knorr-Bremse ab 2021 zur Klimaneutralität der Standorte verpflichtet. Hierzu werden wir über die oben ausgeführte Zielsetzung hinausgehen, indem wir zusätzlich den Anteil beim Bezug von erneuerbaren Energien erhöhen und restliche CO2-Emissionen kompensieren.

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