18
November
2021
|
09:15
Europe/Amsterdam

Digitale Schiene: Knorr-Bremse setzt sich in International Data Spaces Association für zukunftsfähige Daten-Ökosysteme ein

Zusammenfassung
  • Der Austausch von Daten entwickelt sich zu einem essenziellen Teil der Beziehungen zwischen Akteuren der Bahnindustrie
  • Datensouveränität und -hoheit werden damit zu zentralen Kriterien im Datenverkehr und bilden die Grundlage für innovative digitale Services
  • Knorr-Bremse setzt sich in der International Data Spaces Association (IDSA) für sichere dezentralen Datenräume zum Teilen von Daten zwischen einer Vielzahl an Teilnehmern ein
  • Knorr-Bremse und der Schweizer Betreiber SBB weisen in einem Pilotprojekt zur digitalen Wartung von Zugtürsystemen die Wichtigkeit dieser Standards nach

Zwischen Akteuren nahezu aller modernen Industrien werden mehr und mehr Daten geteilt. In ganz Europa investieren Regierungen deshalb in neue Infrastrukturen, um Daten in systemkritischen Sektoren wie dem Transport besser teilen und steuern zu können. Knorr-Bremse treibt im Rahmen der IDSA u.a. die Verankerung von neuen Prinzipien für den Datenverkehr in der Mobilitätsbranche voran. Dazu zählt, Datenpakete mit Zertifikaten zu versehen, um deren Herkunft, ihren Besitzer und dessen Identität sowie Nutzungsrechte klarzustellen. Ziel des Engagements ist es, eine Basis für zukünftige digitale Businessmodelle und Partnerschaften zu schaffen.

„Die Digitalisierung ist gleichzeitig Treiber und Befähiger innovativer Geschäftsmodelle in der Bahnindustrie – mit Daten als einer Schlüsselressource. Um auch in Zukunft weitreichende digitale Produkte für die Schiene zu verwirklichen und zu Automatisierung, Effizienz und Flexibilität beizutragen, widmen wir uns schon heute den Herausforderungen des zukünftigen Datenaustauschs zwischen Akteuren der Railbranche“, sagt Dr. Nicolas Lange, Vorsitzender der Geschäftsführung der Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH. „Insofern leistet unser Engagement in der IDSA einen Beitrag, Daten als Gut in die Wertschöpfungskette der Schienenindustrie einzubeziehen und ihre Verwendung in smarten Services und neuen Kooperationen im digitalen Raum zu ermöglichen.“

Ein Kerntreiber der Entwicklung ist die Art, wie auf Daten zunehmend zugegriffen wird: Liegen diese traditionell zentral und proprietär ab, d.h. Datenpakete befinden sich zu einem Zeitpunkt im Besitz eines Teilnehmers, geht der Trend in Richtung dezentraler Daten-Ökosysteme: Gerade durch steigende Vernetzung, Komplexität und Überschneidung von Branchen wie der Mobilität müssen Daten zunehmend für eine höhere Anzahl an Teilnehmern (zeitgleich) verfügbar sein, die diese lesen, auswerten und in ihre Dienste integrieren können.

Um Datenströme besser steuerbar, klarer nachvollziehbar kombinierbarer zu machen, müssen neue Kriterien aufgebaut werden: „Gerade Datensouveränität und Datenhoheit sind für den Datenaustausch äußerst wichtig. Deshalb setzt sich Knorr-Bremse als Partner seiner Kunden in der IDSA u.a. dafür ein, den Datenverkehr mit Identitätsdiensten zu versehen, die ausweisen, von wem die Daten stammen, wer darauf zugreifen und wer sie verändern darf“, ergänzt Dr. Maximilian Eichhorn, Vice President Digital Products der Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH. „Perspektivisch eröffnet das unserem Geschäft neue Möglichkeiten, Betreiber bei digitalen Wartungs- und Betriebsprozessen zu unterstützen und zu einem störungsärmeren und verfügbareren Bahnverkehr beizutragen. Ebenso könnte die Lancierung eines eigenen Datenraums für die Railbranche – Rail Data Space – zusammen mit Partnern helfen, weitere Geschäftspotentiale zu erschließen.“

Zukunftsfähiger Datenaustausch: Kooperation zwischen Knorr-Bremse und SBB

In einer Machbarkeitsstudie haben Knorr-Bremse und der Schweizer Betreiber SBB den automatisierten und sicheren Austausch von Betriebsdaten erfolgreich untersucht. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen sondieren die beiden Partner nun eine weitere Kooperation zum Austausch von Betriebsdaten von Einstiegssystemen. Knorr-Bremse kann diese Daten beispielsweise analysieren und interpretieren und bei Bedarf Warnhinweise an SBB schicken, sobald ein System zeitnah defekt werden sollte.

Das Besondere daran: Die Datenpakete sind mit Identitätsdiensten versehen, die zu jedem Zeitpunkt beispielsweise Lese-, Bearbeitungs- und Weiterverbreitungsrechte ausweisen und damit die Datenhoheit sicherstellen. Diese „Nutzungsbedingungen“ werden auf beiden Seiten durch einen in die IT integrierten Connector gehandhabt – einen virtuellen Zertifikatemanager, der Rechte abprüft, einräumt oder ablehnt. Die Umsetzung und Konfiguration der Connector-Umgebung übernimmt die msg systems AG in enger Zusammenarbeit mit Knorr-Bremse. Da Türen eines der wartungsintensivsten Zugsysteme und ihr Funktionieren für Kundenkomfort, Fahrplanstabilität und Pünktlichkeit relevant ist, zeigt das Projekt schon heute den konkreten Nutzen eines noch besser gesteuerten, transparenteren Datenverkehrs für die Beteiligten.

Grundsätzlich bewegen sich viele Wirtschaftssektoren in die Richtung dezentraler Datenräume. Auch Regierungen ergreifen entsprechende Initiativen. Neben Österreich, der Schweiz, Finnland und Schweden wurde in Deutschland der Datenraum Mobilität initiiert, an den ein möglicher Rail Data Space angebunden werden könnte. Auf EU-Ebene zählt der Data Space Mobility sowie das Datenprojekt GAIA-X dazu, an dem Player aus Wirtschaft, Politik und Informationstechnik zusammenarbeiten.