• Knorr-Bremse arbeitet an einer Reihe von Innovationen, die die Zukunft der Mobilität auf Schiene und Straße mitprägen werden – auch in Kooperation mit Startups aus der Plattform TechFounders.

  • Schnelle Entscheidungen, digitale Strukturen und Prozesse sowie Spezial-Know-how machen Startups für Großunternehmen wie Knorr-Bremse interessant.

  • Oberleitungen versorgen Züge mit elektrischer Energie und sind essenzieller Teil der Infrastruktur für den elektrischen Zugbetrieb. Stromabnehmer auf den Zugdächern (Pantographen) müssen deshalb zuverlässig funktionieren.

  • Zusammen mit Expertinnen und Experten von Knorr-Bremse Budapest sitzt das schwedische Startup Sencept an der Machbarkeitsstudie für einen 4D-Radar für Nutzfahrzeuge.

Startup-Kooperationen: Erfindergeist trifft auf Erfahrung.

Knorr-Bremse treibt innovative Ideen voran – und sucht dazu seit einigen Jahren auch über die Plattform TechFounders nach Technologieimpulsen von Startups. Aktuell begleiten wir mehrere junge Unternehmerinnen und Unternehmer dabei, aus ihren Erfindungen reife Produkte zu machen. Eines Tages werden diese helfen, Mobilität im Schienen- und Nutzfahrzeugbereich noch sicherer, effizienter, zuverlässiger und nachhaltiger zu gestalten.

Schon mal den Begriff „Pantograph“ gehört? Vielen ist die filigrane, bügelähnliche Vorrichtung auf dem Dach von Zügen vielleicht schon Mal beim Einfahren in den Bahnhof aufgefallen. Dabei handelt es sich um den Stromabnehmer, der während der Fahrt die Oberleitung über den Gleisen anzapft und den Zug mit elektrischer Energie versorgt. Pantographen sind für den elektrischen Zugbetrieb unverzichtbar.

Da sie auf dem Zugdach der Witterung ausgesetzt sind und durch das leichte „Schleifen“ an der Oberleitung über die Zeit verschleißen, müssen sie – wie jedes System an Bord von Schienenfahrzeugen – regelmäßig gewartet werden. Knorr-Bremse will den anspruchsvollen Markt der Pantographensteuerungen und deren Instandhaltung im Detail verstehen und fragt: Wie wäre es, wenn die aufwändige Wartung durch Digitalisierung noch effizienter und zielgerichteter werden könnte?

Eine Herausforderung, der sich PANTOhealth annimmt. Das Startup entwickelt eine Lösung, mit der sich aus Betriebsdaten Erkenntnisse über den Zustand der Elektroausrüstung auf dem Dach gewinnen lassen. Die Daten werden durch Sensoren gesammelt und durch ein einzigartiges analytisches Modell – einem digitalen Zwilling – von Stromabnehmer und Oberleitung synthetisiert. Die daraus gezogenen Schlüsse ermöglichen es, mögliche Defekte frühzeitig zu erkennen und Pantographen flexibler zu warten. Zudem soll die Lösung erlauben, die Kontaktkraft von Pantographen situativ anzupassen und so Verschleiß zu reduzieren. Derzeit arbeiten Knorr-Bremse und das Startup an einer Machbarkeitsstudie des Systems. Um nachzuweisen, dass es in größerem Stil funktioniert.

Bei der filigranen, bügelähnlichen Vorrichtung auf dem Dach von Zügen handelt es sich um den Stromabnehmer, der während der Fahrt die Oberleitung über den Gleisen anzapft und den Zug mit elektrischer Energie versorgt. Pantographen sind für den elektrischen Zugbetrieb unverzichtbar.

Das Startup PANTOhealth entwickelt eine digitale Lösung, um eine noch effizientere und vorausschauende Wartung der Stromabnehmer (Pantographen) zu ermöglichen. | © PANTOhealth

Das Team von PANTOhealth: Gemeinsam arbeiten sie mit Expertinnen und Experten von Knorr-Bremse an der Machbarkeitsstudie ihrer Innovation. | © PANTOhealth

Die Kooperation ist ein Beispiel aus der aktuellen Reihe von jungen Technologieunternehmen, mit denen Knorr-Bremse über die Startup-Plattform TechFounders im Rahmen von Machbarkeitsstudien im Austausch steht – und bei einem strategischen Fit und einem skalierbaren Geschäftsmodell langfristig zusammenarbeitet. Doch was macht den Schulterschluss zwischen großen Unternehmen und aufstrebenden Erfinderinnen und Erfindern für beide interessant?

Ziel der Zusammenarbeit: Das Beste aus beiden Welten vereinen

„Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Mobilität und Urbanisierung sind wesentliche globale Veränderungsströme, die wir mit unseren Lösungen mitprägen werden“, sagt Dr. Jan Mrosik, Vorsitzender des Vorstands der Knorr-Bremse AG und verantwortlich für die Digitalisierung im Konzern. „Technologien für das Internet of Things (IoT), steigende Automatisierung sowie Daten sind dabei entscheidende Treiber unserer Entwicklungen für Kunden. Startups sind oft schon von Anfang an in ihren Strukturen, Prozessen und ihrer Denke digital. So können sie einen wichtigen Beitrag zu den Innovationen von Konzernen leisten.“

Technologien für das Internet of Things (IoT), steigende Automatisierung sowie Daten sind entscheidende Treiber unserer Entwicklungen für Kunden. Startups sind oft schon von Anfang an in ihren Strukturen, Prozessen und ihrer Denke digital. So können sie einen wichtigen Beitrag zu den Innovationen von Konzernen leisten.

Dr. Jan Mrosik – Vorsitzender des Vorstands der Knorr-Bremse AG und verantwortlich für die Digitalisierung im Konzern

Tatsächlich kann die Kooperation zwischen Konzernen und Startups für beide Seiten Vorteile bieten. So können Unternehmen wie Knorr-Bremse bei der Entwicklung von neuen Mobilitätslösungen von der Agilität eines Startups, seinen schnellen Entscheidungen und Spezial-Know-how im Softwarebereich profitieren. Andersherum können die Großen den jungen Partnern bei entsprechender Technologiereife helfen, gesammelte Daten richtig zu interpretieren, ihre Lösungen in das eigene Portfolio zu integrieren, und sie beim Marktzugang unterstützen.

„Eines der wesentlichen Ziele von TechFounders ist die Vereinfachung der Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups. Dazu bedarf es neben dem Auffinden der passenden Startups eines moderierten Dialogs – gerade während der Umsetzung von Pilotprojekten“, sagt Moritz Förster, Managing Partner bei TechFounders. „Zudem profitieren beide Parteien von den Coachings der Startups, um aus ihnen schnell vertrauenswürdige und skalierbare Partner zu machen. Die Erfolge zeigen sich in den langfristigen Kollaborationen von Knorr-Bremse mit unterschiedlichen Startups der letzten Jahre.“

Vom 20-wöchigen Intensivprogramm zur langfristigen Partnerschaft

TechFounders hat als Technologienetzwerk und digitale Brutstätte seit Jahren einige Startups hervorgebracht, deren Lösungen von beiden Knorr-Bremse Divisionen – Systeme für Schienen- sowie für Nutzfahrzeuge – im Rahmen langfristiger Partnerschaften aufgenommen wurden. So arbeitet Knorr-Bremse unter anderem mit dem Münchner Startup qbound bei der Entwicklung von Cybersecurity-Lösungen für Fahrzeuge und Flotten zusammen, nachdem die beiden 2019 über TechFounders gematcht wurden. qbound hat eine Lösung entwickelt, um u. a. IoT-Geräte, die in Zügen zunehmend zum Einsatz kommen, noch besser vor Hacking-Angriffen zu schützen.

TechFounders gehört zum Zentrum für Innovation und Gründung – „UnternehmerTUM“ – der Technischen Universität München. Die Plattform bringt seit sechs Jahren vielversprechende Startups mit internationalen Konzernen zusammen. | © Munich Urban Colab / Thomas Dashuber photos

Nicht zuletzt benötigen die Startups für die Kooperation mit den Großen neben technologischer Exzellenz aber auch Qualitäten wie Selbstständigkeit und die Fähigkeit, sich in anspruchsvollen Umfeldern zu behaupten. Zwei Werte, die auch die Innovationskultur bei Knorr-Bremse prägen – und die bei TechFounders trainiert werden.

Eines der wesentlichen Ziele von TechFounders ist die Vereinfachung der Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups. Dazu bedarf es neben dem Auffinden der passenden Startups eines moderierten Dialogs – gerade während der Umsetzung von Pilotprojekten.

Moritz Förster – Managing Partner bei TechFounders

TechFounders selbst gehört zum Zentrum für Innovation und Gründung – „UnternehmerTUM“ – der Technischen Universität München, welches rund 300 Mitarbeitende hat. Die Plattform bringt seit sechs Jahren vielversprechende Startups mit internationalen Konzernen zusammen. Dabei begleitet die Initiative Startups im Rahmen eines 20-wöchigen Intensivprogramms, um sie auf die Skalierungsphase und die nächste Finanzierungsrunde vorzubereiten. Zusammen mit den Industriepartnern führen die Startups außerdem ein Pilotprojekt durch, dessen Ziel das „Proof of Concept“ ist, der Machbarkeitsnachweis ihrer Innovation. Den Abschluss des Programms bildet der „Demo Day“, ein Pitch-Event , bei dem die Startups ihre geschärften Business Cases vor Investoren und Industrievertretern präsentieren – der nächste Meilenstein auf dem Weg zum ausgereiften Produkt.

Pilotprojekt in Budapest: ein hochperformantes Radarsystem für Nutzfahrzeuge

Daran arbeiten im Moment die Gründer des schwedischen Startups Sencept : Zusammen mit Expertinnen und Experten von Knorr-Bremse Budapest sitzen sie an der Machbarkeitsstudie für einen 4D-Radar für Nutzfahrzeuge. Das System soll in der Lage sein, Objekte im dreidimensionalen Raum zu identifizieren – und ihre Geschwindigkeit (als vierte Dimension) auf Basis des Doppler-Effekts zu ermitteln. Speziell die hohe Genauigkeit des Sensors und die Qualität der aufbereiteten Daten könnte für die von Knorr-Bremse angestrebten Lösungen im Bereich des hochautomatisierten Fahrens und fortschrittlicher Fahrerassistenzsysteme (ADAS) interessant sein.

Derzeit prüfen die Partner die Tauglichkeit des Systems für automatisierte Nutzfahrzeuge, die unter realen Fahrbedingungen auf abgesperrten Teststrecken unterwegs sind. Perspektivisch könnte Sencept helfen, auch im Straßenverkehr ein hochauflösendes Bild der Umgebung von Nutzfahrzeugen zu liefern und damit zu Systemlösungen für das automatisierte Fahren und zu mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer beitragen.

Das Team von Sencept: Iman Vakili (links) und Iman Mohajeri (rechts). Mit Knorr-Bremse arbeiten sie an ihrem Proof-of-Concept. | © Sencept
Sencept entwickelt eine Sensorlösung, die dank ihrer Genauigkeit und der Qualität der Daten für die von Knorr-Bremse angestrebten Innovationen im Bereich hochautomatisiertes Fahren interessant ist.

Vor allem zeigen die Kooperationen, wie Gründerinnen und Gründer etablierte Sektoren wie die Bahn- und Nutzfahrzeugindustrie mit ihren langen Innovationszyklen an wichtigen Ansatzpunkten der Digitalisierung unterstützen können. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Mobilitätsbranche momentan im Umbruch steht, ist dies enorm wichtig – auch für die Sparten von Knorr-Bremse. Die Bahnwirtschaft mit ihrer rund 150-jährigen Tradition steht an der Schwelle zum digitalen Verkehrsträger der Zukunft, während für die Nutzfahrzeugindustrie mit E-Mobilität und automatisiertem Fahren ein neues Zeitalter anbricht. Nicht zuletzt wird die Technologieführerschaft der Zukunft auch in der Fähigkeit bestehen, echte Potentiale in externen Ökosystemen frühzeitig zu identifizieren und mit einer Bandbreite von Möglichkeiten in das eigene Portfolio zu integrieren.

Da kommen Kooperationen mit jungen Startups genau richtig: Fokussierte und agil entwickelte Lösungen treffen auf ein bestehendes, hochinnovatives Technologieumfeld, in dem sie gezielt zur Anwendung kommen können. Das nennt man wohl ein Win-Win-Szenario.

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