Indien. Mehr Sicherheit im Zug mit automatischen Türsystemen.

Die staatliche Eisenbahngesellschaft Indian Railways bedient einen riesigen Markt. Ein Testzug mit automatischen Türsystemen verringert tödliche Gefahren – die Erfolgsbilanz eines preisgekrönten internationalen Projekts von Knorr-Bremse India .

„Viele zum Teil tödliche Unfälle sind jedes Jahr zu beklagen, weil Passagiere während der Fahrt aus offenen Zugtüren fallen“, sagt AP Garg, Managing Director Knorr-Bremse India. „Ein automatisches Türsystem könnte hier die Sicherheit deutlich erhöhen.“ Schon seit Längerem hatte Knorr-Bremse India bei ihrem wichtigsten Kunden, der staatlichen Eisenbahngesellschaft Indian Railways, in diesem Punkt versucht, Überzeugungsarbeit zu leisten. Indian Railways wickelt den größten Teil des Schienenverkehrs im Land ab, 12.000 Reisezüge bringen täglich 23 Millionen Fahrgäste an ihr Ziel. Ein riesiger Markt – bis jetzt praktisch ohne automatische Türsysteme.

Internationale Zusammenarbeit nötig

Als schließlich die Ausschreibung für einen Testzug mit automatischen Türen kam, freute sich das Team in Indien – zuerst. Dann sah es Probleme, die das Projekt erheblich zu verzögern drohten. Normalerweise kontrolliert die Lok das Türsystem; hier hätte also ein Hersteller mit ins Boot kommen müssen. Ein weiterer Hersteller hätte außerdem die Verkabelung im Zug übernommen. Diesen gordischen Knoten durchschlug Knorr-Bremse India mit einer Idee und erfolgreicher internationaler Zusammenarbeit.

Automatische Türen wie im von Knorr-Bremse ausgestatteten Testzug sind in Indien noch nicht üblich. Manuelle Türen wie im Bild oben bleiben während der Fahrt meistens offen.
Viele zum Teil tödliche Unfälle sind jedes Jahr zu beklagen, weil Passagiere während der Fahrt aus offenen Zugtüren fallen.

AP Garg – Managing Director Knorr-Bremse India

Projektmanagement aus einer Hand

Das Projekt war so mutig und erfolgreich, dass es im Unternehmen mit einem Knorr-Bremse Asia Pacific Value Award honoriert wurde. „Wir machten Indian Railways den Vorschlag, alles aus einer Hand anzubieten“, berichtet Viju Thomas, Chief General Manager Mass Transit & Train System.

Mit viel Unternehmergeist organisierte Knorr-Bremse India die Herstellung der Türsysteme bei IFE-Victall in Qingdao, China, für die 20 Reisezugwagen des Testzugs „Tejas Express“, holte IFE in Kematen, Österreich, für das Sicherheitskonzept der Türen dazu und RailServices in München für das Konzept einer ganz speziellen Ansteuerung der Türen. „So konnte Knorr-Bremse India als Hauptauftragnehmer und nicht als Sublieferant auftreten.“ Reinhard Rauscher, Vertriebsexperte bei Knorr-Bremse RailServices, sieht die Stärkung des Bereichs Modernisierung als entscheidenden Faktor.

Fordernde Verkabelung im Testzug

Die Aufgabe des Münchner Teams war es, die besondere zugseitige Ansteuerung auszutüfteln – unabhängig von der Lok. „Wir haben in den beiden Power Cars – zwischengeschaltete Antriebswagen hinter der Lok und am Ende des Zugs –, die mit Dieselgeneratoren Strom für die dazwischen liegenden Wagen bereitstellen, eine Steuerung eingebaut.“ Die so genannten Guard Panels im Abteil des Zugbegleiters innerhalb der Power Cars öffnen und schließen alle Türen. „Dazu mussten wir einen Kabelbaum mit elf Kabeln und den entsprechenden Steckern durch den ganzen Zug legen“, sagt Rauscher. Das sei „nicht ganz ohne“ gewesen, aber mit zugekauftem Know-how und dem System Engineering RailServices unter Kollege Benjamin Kumpfe hervorragend gelungen. Der Testzug ist seit rund einem Jahr erfolgreich unterwegs. Diesem folgend geht in Indien demnächst ein weiteres Modernisierungsprojekt für einen elektrischen Triebzug (EMU) auf die Schiene. Der Markt öffnet sich – und er ist groß.

Offene Zugtüren bringen Risiken mit sich. Nach den positiven Erfahrungen mit den automatischen Türen des ersten Testzuges hat Knorr-Bremse India einen weiteren Zug (EMU) mit automatischen Türen ausgerüstet. Er kommt demnächst zum Einsatz.
Back to overview