"Mein Projekt hilft dabei, Lean Management in der Produktion zu implementieren." erläutert Fabiola Vázquez, Teilnehmerin des internationalen Knorr-Bremse Traineeprogramms MEP

Erfahrungsbericht. Traineeprogramm in Italien.

Sie trainiert Führungsverantwortung: Nach ihrem Master als Wirtschaftsingenieurin startet die Mexikanerin Fabiola Vázquez bei Knorr-Bremse als Teilnehmerin des internationalen Traineeprogramms MEP. Für ein halbes Jahr wurde sie an den Schienenfahrzeug-Standort Buccinasco zur Tochter Microelettrica geschickt und optimiert dort eine Produktionslinie nach KPS-Prinzipien.

Mein Tag: Mit Spaß bei der Sache von 8 bis 17.30 Uhr

Fabiola Vázquez aus Mexiko hat in Karlsruhe studiert und absolvierte dort ihren Master als Wirtschaftsingenieurin. Seit Mai 2017 nimmt sie am MEP-Projekt für Nachwuchsführungskräfte teil.

7:15 – Ich schwinge mich auf mein Fahrrad und starte Richtung Buccinasco. Das Werk ist zwölf Kilometer von der Mailänder Innenstadt entfernt, aber ich habe es zum Glück nicht ganz so weit. Meine Strecke führt an einem Kanal entlang, so dass ich dem Verkehr etwas entgehen kann. Mit dem Fahrrad in die Arbeit zu kommen, ist in Italien eher ungewöhnlich – außer mir tun das bei Microelettrica nur eine Handvoll weiterer Kollegen.

7:50 – Das Wichtigste für mich, wenn ich morgens in die Arbeit komme, ist mein Espresso. Schließlich sind wir in Italien! An meinem Schreibtisch im Großraumbüro, in dem ich mit etwa 15 weiteren Kollegen sitze, klappe ich meinen Laptop auf. Was steht heute auf der Agenda? Aufgabe bei meinem Projekt, das ich während meines Aufenthalts in Italien abschließen soll, ist es, die Implementierung von Lean Management in den Produktionsabläufen voranzutreiben. Microelettrica Scientifica ist Weltmarktführer bei elektronischen und elektromechanischen Steuerungskomponenten für Züge. Der Standort Buccinasco wurde 2013 eingeweiht und stellt mit knapp 300 Mitarbeitern Schutzschalter, Trennschalter und Bremswiderstände her.

8:30 – Ich ziehe mir meine Sicherheitsschuhe an und gehe in die Produktion. Dort begrüße ich Andrea Priolo, meinen Mentor, der mich bei meiner Aufgabe unterstützt. Ziel meines Projektes ist es, eine Produktionslinie zu optimieren, an der Hightech-Bremswiderstände für Züge gefertigt werden. Bremswiderstände sind Komponenten, die überschüssige elektrische Energie schnell ableiten, wenn der Lokführer zum verschleißfreien Bremsen auf Generatorenbetrieb umschaltet.

9:00 – An meiner Produktionslinie soll die Durchlaufzeit verringert werden. Deshalb ist es notwendig, dass ich die Abläufe im Detail analysiere, vor allem aber ist es wichtig, mit den Mitarbeitern an der Produktionslinie zu sprechen. Sie erklären mir jeden Schritt, jeden Handgriff, jeden Prozess. Alle Kollegen nehmen sich hierfür viel Zeit. Für mich ist es gleichzeitig eine gute Gelegenheit, auch über private Themen wie Hobbys oder Familie ins Gespräch zu kommen. Die Verständigung ist manchmal eine Herausforderung, da nicht alle in der Produktion Englisch sprechen und mein Italienisch auch noch nicht so fließend ist. Glücklicherweise ermöglicht mir Microelettrica zweimal pro Woche privaten Italienischunterricht nach der Arbeit und dafür bin ich sehr dankbar.

Materialfluss-Analysen und Effizienz-Tests am Hubtisch

10:00 – Ich markiere mit einem Aufkleber einige Teile am Anfang des Prozesses und verfolge dann mittels einer herkömmlichen Stoppuhr ihren Durchlauf. Im Fokus steht ein Bremswiderstand, der so groß ist wie ein Schrank und im Fertigzustand bis zu 500 Kilo wiegt. Ein Kran bewegt ihn entlang der Produktionslinie von einer Station zur nächsten. Zu Beginn schneiden und formen die Kollegen aus Metallblechen eine Art Käfig, um ein Gehäuse mit sehr guter Wärmeleitfähigkeit herzustellen. Ich analysiere den Materialfluss während des gesamten Prozesses. Woher kommen die benötigten Teile? Sind sie rechtzeitig verfügbar?

11:00 – Die Kollegen an der Montagelinie schlagen vor, für einige Teile einen Hubtisch einzusetzen, um die Ergonomie im Montageprozess zu verbessern und den Transport der Widerstände effizienter zu machen. Sie weisen mich auch auf Engstellen hin, an denen Wartezeiten im Durchlauf verkürzt werden könnten. Sie kennen ihre Prozesse wie ihre Westentasche. Für den Erfolg und die Akzeptanz des Projektes ist es aus meiner Sicht ganz wesentlich, die Anregungen und Vorschläge der erfahrenen Produktionsmitarbeiter mit aufzunehmen.

12:50 – Mittagessen. Meistens treffen sich so gut ein Dutzend Kollegen aus Supply Chain und Engineering und genießen ein reichhaltiges aus einer großen Auswahl an italienischen Leckereien wie Spaghetti, Fisch, Lasagne, Schnitzel Milanese, Obst und Salat. Danach gibt es den obligatorischen Espresso und manchmal noch einen Spaziergang um die Fabrik.

Check am Laptop: Was wird heute genauer unter die Lupe genommen?

Nachmittag: Telefontermin und 5S-Workshop

14:00 – Telefontermin mit München, ich tausche mich mit meinem dortigen Ansprechpartner für Lean Management aus. Vor Kurzem hat hier in Buccinasco das jährliche KPS World Meeting stattgefunden. Im Zuge dessen wurden eine Montagelinie analysiert und Verbesserungsmaßnahmen abgeleitet. Ich konnte dabei viele Ideen für mein Projekt mitnehmen.

15:30 – 5S-Workshop mit vier Kollegen aus der Metallbearbeitung. Nachdem ich gestern mit meinen Kollegen die Theorie zu 5S aufgefrischt habe, folgt für mich heute der erste Praxisworkshop in der Metallbearbeitung. Englischkenntnisse sind bei den Kollegen hier kaum vorhanden, deshalb bin ich sehr froh darüber, dass mich mein Kollege Alberto Bianchi, Experte in Lean Production, unterstützt. Wir beginnen damit, Teile und Werkzeuge zu identifizieren, die am Arbeitsplatz selten oder gar nicht benutzt werden. Um unser Ziel zu erreichen, die Arbeitsplätze zu standardisieren, sammeln wir weitere Verbesserungsideen der Metallbearbeitungskollegen. Schließlich definieren wir gemeinsam die nächsten Schritte für eine spätere flächendeckende und nachhaltige 5S-Einführung.

17:30 – Feierabend. Heute schließe ich mich Kollegen von Supply Chain und Engineering an, die auf einem Sportplatz in der Nähe bei einem Beachvolleyball-Turnier mitspielen. Wir lachen viel und die Stimmung ist großartig – wenn man genügend Insektenschutzmittel gegen die vielen Moskitos dabei hat. Dann radele ich nach Hause, müde, aber zufrieden.



Ankunft im Werk nach einer halben Stunde Fahrt.

Mittagessen mit Kollegen. Ein reichliches italienisches Menü und nette Unterhaltungen, hier mit Andrea Priolo, bringen die Kräfte wieder zurück.

Fabiola Vázquez muss jeden Handgriff analysieren, um Möglichkeiten zur Arbeitserleichterung zu finden.

Alle Beobachtungen an der Montagelinie werden direkt strukturiert erfasst.

Alberto Bianchi erklärt, wie der gesamte Informationsfluss von Bestellung und Planung bis hin zur Abholung der fertigen Bremswiderstände durch eine Spedition abläuft.

Ein Team, dem gute Ideen nie fehlen: Fabiola Vázquez (Mitte) mit (von links) Ioan Morosanu, Antonino Amato, Andrea Priolo, Stefano Pinelli, Alberto Bianchi, Alberto Fanari und Petru Clopotel.



Traineeprogramm MEP für Nachwuchsführungskräfte:

Mitarbeiter, die mittelfristig Führungsverantwortung übernehmen möchten, bekommen früh die Möglichkeit, in internationalen Projektgruppen mitzuarbeiten. In der Entwicklung ihrer fachlichen und sozialen Kompetenzen unterstützen sie der Fachbereich und ein Mentor. Hohe Leistungsbereitschaft und überdurchschnittliche fachliche Kenntnisse sind Voraussetzung.

  • Das Programm kann zu einem individuellen Zeitpunkt begonnen werden
  • Insgesamt ist eine Dauer von 18 Monaten vorgesehen.
  • Es besteht aus drei verschiedenen Projekten (je 6 Monate) an drei unterschiedlichen Standorten.
  • Das zweite Projekt findet in einer ausländischen Knorr-Bremse Niederlassung statt. Das dritte Projekt wird an einer deutschen oder europäischen Niederlassung absolviert.

In ihrer Traineezeit lernen Jungakademiker durch Projektarbeit die Unternehmensbereich Systeme für Schienenfahrzeuge und Systeme für Nutzfahrzeuge sowie verschiedene Fachabteilungen und internationale Standorte von Knorr-Bremse kennen. Aus dem MEP-Programm gehen hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervor, die Schlüsselpositionen in den unterschiedlichsten Bereichen übernehmen können. Von ihrem Know-how profitieren neben Knorr-Bremse ebenso Kunden und Geschäftspartner. Sie arbeiten von Anfang an mit Ansprechpartnern, die ihre Anforderungen an Kundenorientierung, Produkte, Prozesskenntnis und Just-in-Time-Lösungen kennen und umsetzen.

Erfahren Sie mehr über das MEP Traineeprogramm bei Knorr-Bremse .

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